Rainer ist ein erfolgreicher Fernsehproduzent, der mit dümmlichen Sensationsshows Quote macht. Verwöhnt vom Erfolg, überspielt er jeden Selbstzweifel, und lenkt sich mit schnellen Autos oder Drogen ab, bis er eines Tages bei einem Autounfall nur knapp dem Tode entgeht. Nach seiner Genesung entschließt sich Rainer, mit seiner Vergangenheit zu brechen und künftig anspruchsvoll zu unterhalten. Doch als seine erste Wissensshow an der Einschaltquote scheitert, kündigt er und taucht unter. Mit einer Gruppe gesellschaftlicher Außenseiter/innen entwickelt er einen Plan, um das Problem an der Wurzel zu lösen: Sie manipulieren die Quotenmessgeräte, so dass qualitativ gute Informations- und Bildungsprogramme immer besser abschneiden. Eine Kulturrevolution des Fernsehens bricht an. Aber die Mächtigen der Branche geben nicht kampflos auf.
In fließenden Übergängen zwischen Satire, Persiflage, Parodie und Realität entwickelt sich die spannend inszenierte Erzählung mit Anleihen bei Komödie, Drama und Action-Krimi, wobei die Genres subversiv unterlaufend werden. Durch satirische Überhöhung und eine Dramatisierung vertrauter Medienrealität bewirkt die Inszenierung spielerisch Verfremdungseffekte. Sich wandelnde Schauplätze und Farbgebungen sowie langsamer werdende Schnittrhythmen und fließende Kamerabewegungen werden kontrastierend und pointierend eingesetzt. Wie das Engagement gegen soziale Ungerechtigkeit in
Die fetten Jahre sind vorbei (2004) spricht hier die unkonventionell-idealistische, anarchische Vorgehensweise gegen die "geistige Ungerechtigkeit" (Weingartner) der Fernsehverdummung Schüler/innen unmittelbar an. Die Protagonisten/innen vertreten eine gute Sache mit Witz, sie laden zur Identifikation ein. Indem der Appellcharakter des Films zum Nachdenken über die dargestellten Verhältnisse in der Mediengesellschaft auffordert, ermuntert er gleichzeitig auch zu kritischem Medienhandeln. Anknüpfungspunkte für ältere Schüler/innen bietet zum einen die Erarbeitung der "kathartischen" Wendung der Hauptfigur im Kontrast zur Gegenfigur. Zum anderen führt die Analyse der filmischen Mittel zu Fragen satirischer, realistischer und auch utopischer Darstellungsweisen.
Autor/in: Reinhard Middel, 14.11.2007
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