Das Interview führte Margret Köhler.
Was heißt eigentlich "Jalla! Jalla!"?
So etwas wie "beeil dich, mach schnell". Ich habe diesen Titel gewählt, weil er das Gefühl der Protagonisten widerspiegelt, die immer unterwegs und ruhelos sind, weil sie es allen recht machen wollen. Sie finden kaum noch zu sich. Vor allem Roro, die Hauptfigur, leidet unter dem emotionalen Spagat zwischen der Liebe zu seiner Familie und zu seiner Freundin.
Ist die Figur etwa autobiografisch?
Das wäre zu viel gesagt, es steckt vielleicht ein kleines Stückchen von mir in Roro. Ich bin noch nicht verheiratet und verheiraten wollte mich bisher auch noch niemand.
Jalla! Jalla! erzählt verschiedene Geschichten, wie haben Sie sich dazu inspirieren lassen?
Ich habe mich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis aufmerksam umgeschaut und Details aufgegriffen und ausgeschmückt. Ich kenne Menschen, die vor ähnlichen Problemen stehen. Die Mädchen sollen immer verheiratet werden und auf die jungen Männer wird Druck ausgeübt, dem Clan zu gehorchen. Die Eltern spielen für uns Kinder eine wichtige Rolle, wir möchten sie glücklich sehen und dann kommt es manchmal zu Ehen, obgleich beide Partner eigentlich gar nicht wollen.
Die Familienbande sind sehr stark ...
Familie hat in dem Kulturkreis, aus dem ich komme, eine viel stärkere Bedeutung als im modernen Europa. Man fühlt sich als Teil eines Ganzen, verlässt sich aufeinander und sorgt füreinander. Das ist eine gute Sache, aber für jemanden, der in Schweden aufwächst auch ganz schön schwierig, weil da zwei unterschiedliche gesellschaftliche Wertesysteme aufeinanderprallen.
Fühlen Sie sich primär als Libanese oder als Schwede?
Mehr dazwischen. Ich kam mit meinen Eltern als Zehnjähriger nach Schweden, habe meine Familie und meine Freunde hier, fühle mich zu Hause, obgleich sicherlich auch etwas Libanesisches in mir schlummert.
Empfinden Sie die schwedische Gesellschaft als offen und tolerant gegenüber Ausländern?
Darauf kann ich nicht pauschal antworten. Es kommt auf jeden Einzelnen an. Ich weiß, es gibt eine Reihe von Immigranten, die mit Schwierigkeiten kämpfen müssen. Wichtig ist, dass man die Sprache beherrscht, sonst findet man nur sehr schwer Zugang. Natürlich gibt es in Schweden – wie in allen Ländern – soziale Ungerechtigkeiten und Vorurteile gegen Ausländer, aber diese Probleme kann man lösen. Wenn man eine Situation verändern will, muss man handeln, nicht nur lamentieren.
Torkel Petersson, Fares Fares und Jan Fares (v.l.n.r.)
Die halbe Familie spielt in Ihrem Film mit ...
Es hat Spaß gemacht, zusammen zu arbeiten. Mein Bruder ist Schauspieler, aber ganz überrascht war ich über meinen Vater, der sofort Ja sagte, ohne das Skript zu lesen. Ich finde, er ist überhaupt der Beste von allen. Er lernte die Dialoge auswendig und agierte dann völlig frei vor der Kamera, als hätte er sein ganzes Leben nichts anderes getan.
Welches Ziel setzen Sie sich als Regisseur?
Ich möchte mit mir selbst und mit meinen Filmen zufrieden sein. Deshalb war ich so glücklich über den überraschenden Erfolg von
Jalla! Jalla! in Schweden – eine riesige Bestätigung für mich. Ich mag Komödien – nicht nur als pure Unterhaltung, sondern weil sie den Zuschauer zum Lachen und gleichzeitig zum Nachdenken bringen können, ohne dass er glaubt, man will ihm eine Botschaft verklickern. Filme mit aufgesetzter Botschaft sind keine guten Filme. Mich würde es auch reizen, mal einen großen Hollywoodfilm zu drehen. Man hört so viel Schreckliches über "Tinseltown", dass ich mir gerne eine eigene Meinung darüber bilden möchte. Man sollte sich nie im Leben auf Erkenntnisse aus zweiter Hand stützen. Selbst die negativste Erfahrung hat noch etwas Positives: Man lernt dazu.
Wie würden Sie Ihren Film in einem Satz beschreiben?
Ein Feel-Good-Movie mit leichtem Humor und ernstem Hintergrund.