Häufig als die britischste aller Sportarten charakterisiert, orientiert sich Cricket eng an den Tugenden der Fairness und Disziplin. Die britischen Kolonialherren machten diese Sportart daher zum integralen Bestandteil der britischen Gesellschafts- und Kulturpolitik in den Commonwealth-Ländern. In den Kolonien kam dem Cricket die Aufgabe zu, für den Kontakt zwischen den Einheimischen und der Kolonialmacht zu sorgen und identitätsstiftend zu wirken. Darüber hinaus verfolgte die von der Überlegenheit ihrer Kultur überzeugte Kolonialmacht pädagogische Intentionen. Als Erziehungsinstrument eingesetzt, sollte der Sport den Einheimischen soziale Normen und Werte vermitteln und sie "zivilisieren". Diese Aspekte stellte auch der Ende des 19. Jahrhunderts amtierende Gouverneur von Bombay, Lord Harris, in den Vordergrund. Cricket halte, so Harris, das Empire zusammen und sei geeignet, den Untertanen die notwendige Disziplin beizubringen. Zudem fungierte der Sport als Bindeglied zwischen den einzelnen Commonwealth-Ländern. Cricket sollte sowohl völkerverbindend wirken, als auch der Weltgemeinschaft die Zusammengehörigkeit des British Empire demonstrieren. So wurde Cricket im Zuge der kolonialen Expansion in verschiedene Regionen der Welt exportiert. Es ist heute fester Bestandteil der Volkskultur in Ländern mit ganz unterschiedlichen kulturellen, politischen und religiösen Traditionen wie beispielsweise Pakistan, Indien, Südafrika, Neuseeland und den Karibischen Inseln.
In seinem Ursprungsland erfuhr die Sportart teilweise absonderlich anmutende Zuschreibungen. Sollte einmal alles Britische verloren gehen, so hieß es, sei es immer noch möglich, die Essenzen der Verfassung, der Gesetze und der "ewigen Eigenheiten" Englands allein aus den Cricket-Regeln zu rekonstruieren. Nationalkulturelle Erhöhungen wie diese hatten zur Folge, dass Erfolge oder Niederlagen im Kolonialcricket eine teilweise weit über den sportlichen Wettkampf hinaus gehende Dimension erhielten. Die Matches gerieten zu ethnopolitischen Ersatzkämpfen. Niederlagen gegen die Teams der Kronkolonien waren für die von ihrer Überlegenheit überzeugten britischen Patrioten nur schwer zu verkraften. Der erste Sieg Australiens gegen die britischen Kolonialherren 1882 veranlasste den Kommentator der britischen "Sporting Times" einen Nachruf auf das englische Cricket zu verfassen. Er bekundete seine Trauer über die schmachvolle Niederlage und empfahl, die Asche des Sports nach Australien zu überführen. Doch nicht nur aus der Sicht der ehemaligen Kolonialherren waren die Ergebnisse der Nationalteams eine Frage der Ehre. Ein Jahr nach dem historischen Spiel gegen Australien erhielt der Kapitän des britischen Teams eine kleine Urne mit den Überresten eines Schlagholzes. Dieses war verbrannt worden, nachdem die australische Mannschaft im Spiel gegen England unterlag. Dieser Begebenheit verdanken die Spiele zwischen Großbritannien und Australien den Namen "The Ashes"
. In Erinnerung an die Turniere von 1882/83 wird auch heute noch um eine kleine Urne gespielt. Links:
www.cricket.de (Deutscher Cricket Bund)
www.lords.org (Englischer Cricket Bund)
www.britannien.de/Sport/Cricket.htm (allgemeine Informationen über Cricket)