Interview
Lieben die Eltern ihr Kind?
Ein Gespräch mit Alain Berliner
Das Interview führte Margret Köhler.
Interviewpartner: Alain Berliner
Ist Mein Leben in Rosarot ein Appell zur Toleranz?
Man sollte die Wirkung eines Filmes nicht überschätzen. Mir würde es schon reichen, wenn er anregt, über die Schwierigkeit der sexuellen Identitätssuche nachzudenken oder zu sprechen. Die Grenzen zwischen den Geschlechtern sind fließend, Erwachsene sollten ihre eigene Rolle, ihre Vorurteile und Vorbildfunktion reflektieren.
Was war das Interessante für Sie an diesem Thema?
Dieses Sujet wurde fast noch nicht behandelt, es erlaubt eine neue Fragestellung. Mir ging es auch darum, den Blick von außen zu zeigen, die Reaktion der Familie, der Nachbarn, der anderen Kinder. Für wichtig halte ich auch die Darstellung der Traumwelt. Kinder schaffen sich in ihrer Fantasie immer ein Refugium, in das sie flüchten können.
Ist die Suche nach sexueller Identität durch die Angleichung von Mann und Frau schwieriger geworden?
Man setzt sich inzwischen ernsthaft damit auseinander. Durch den Rollentausch der Erwachsenen verlieren manche Kinder ihre Orientierung. In ihrem Verhalten spiegelt sich viel von den Problemen der Eltern, die vielleicht mit ihren Rollenverteilungen nicht klarkommen.
Das Ende lassen Sie offen.
Ich antworte auf die Hauptfrage des Films. Und die lautet, lieben die Eltern ihr Kind, egal ob es sich als Junge oder Mädchen fühlt? Das ist es, was zählt. Wir wissen doch, wie wichtig es ist akzeptiert zu werden, das prägt unser Sozialverhalten für das ganze Leben.
Sie mischen Drama und Komödie, Soap-Opera und Poesie. Erleichtert diese Mischung den Zugang zum Thema?
Die Kombination von Drama und Komödie funktioniert bei schwierigen Themen; die dadurch entstandene Leichtigkeit macht es dem Publikum einfacher, sich dem Sujet zu nähern, auch wenn man ihm skeptisch gegenübersteht. Ich mag keine 08/15-Filme, sondern möchte etwas Spezielles schaffen. Mir macht es Spaß, den Alltag mit einer Portion Magie und Poesie auszustatten und durcheinanderzubringen. Die Stilisierungen schaffen den notwendigen Rahmen.
Autor/in: Margret Köhler, 12.12.2006