Inhalt
Umringt von unzähligen Farbtöpfen, Pinseln und Wischtüchern malt Georg Baselitz an einem großformatigen Gemälde seiner Frau. Der heute 75-jährige Deutsche gehört zu den bedeutendsten - und teuersten - Künstlern weltweit und lässt sich zum ersten Mal in seinen Ateliers bei der Arbeit filmen. Über drei Jahre lang begleitet ihn die Regisseurin Evelyn Schels und zeichnet das Porträt eines außergewöhnlich kreativen und umtriebigen Mannes, dessen Leben und Schaffen geprägt sind von Krieg und Nachkriegszeit, seiner Jugend in der DDR, der Ausweisung in die BRD sowie der unaufhörlichen Auseinandersetzung mit Kunst. Der Rückblick auf Baselitz‘ Biografie und die Beobachtung seines aktuellen Wirkens zwischen Atelier, Ausstellungen und Familie vermitteln auch einen Eindruck von der Privatperson, die sich von klein auf weder von Autoritäten, Moden, Schaffenskrisen oder anderen Widerständen von ihrem Weg abbringen lässt.
Umsetzung
Um Baselitz‘ Persönlichkeit und künstlerische Einzigartigkeit herauszustellen, wählt Evelyn Schels eine konventionelle dokumentarische Form. Beobachtungen von handwerklich eindrücklichen Schaffensprozessen wechseln sich ab mit Archivmaterialien aus Baselitz‘ Vergangenheit und Gesprächen mit dem Künstler, seiner Familie und Weggefährten aus der Kunstszene. Zudem erkundet die Kamera ausgewählte Bilder und Skulpturen. Sie wandert wie ein menschliches Auge über die Werke und verharrt auf einzelnen Ausschnitten. In Großaufnahmen werden Details fokussiert, in Totalen die Wirkung im Raum untersucht.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Formal an eine klassische Fernsehdokumentation angelehnt, besticht der Film vor allem durch seinen Inhalt - der behutsamen, aber aufschlussreichen Annäherung an eine Künstlerpersönlichkeit -, die ihn speziell für den Kunstunterricht in der Oberstufe interessant macht. Zum einen stellt der Film Georg Baselitz vor und schärft den Blick für die Wahrnehmung von Malerei, zum anderen ergeben sich Fragen nach dem, was moderne bzw. zeitgenössische Kunst stilistisch und thematisch auszeichnet. Anhand einer vergleichenden Betrachtung von Baselitz‘ Remix-Bildern in denen er einige seiner älteren Werke neu interpretiert, und ihren Vorgängern lassen sich diese Fragen besonders gut erörtern. Ferner kann im Fach Kunst wie auch im Fach Geschichte die Wechselwirkung zwischen historisch einschneidenden Ereignissen, politischen Umbrüchen und künstlerischem Ausdruck diskutiert werden. Inwiefern begründet diese vielleicht sogar den Erfolg eines Künstlers?
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Marguerite Seidel, 28.02.2013, Vision Kino 2013.