Sizilien zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts: Wie viele andere glaubt auch das früh verwitwete Oberhaupt der sich mühsam ernährenden Bauernfamilie Mancuso an die Verheißungen vom gelobten Land "Amerika". Salvatore Mancuso verkauft Hab und Gut, um mit seinen beiden Söhnen und seiner zögerlichen Mutter die Reise in die Vereinigten Staaten anzutreten. Auf dem überfüllten Dampfer treffen sie auf die scheinbar gutsituierte, geheimnisvolle Engländerin Lucy, zu der Salvatore sich bald hingezogen fühlt. Die Wege der Mancusos scheiden sich auf Ellis Island: Nicht allen gelingt es, die strengen Einwanderungsbarrieren mit sizilianischer Bauernschläue zu überlisten, um die "goldene Tür" in die Freiheit zu passieren.
Golden Door ist eine in drei Teile gegliederte, in unterschiedlichen Rhythmen und Tonlagen sich entwickelnde Parabel über Emigranten/innen, die ihr Glück in Amerika suchen wollen. Dabei konzentriert sich der Film auf den Weg und die Wandlung, den die Auswandernden innerlich wie äußerlich durchlaufen müssen, bis sie am Ziel angekommen sind. Langsam und in Bildern archaischer Tragik, die mehrfach unterbrochen werden von "surrealistischen" Amerika-Traumsequenzen, wird der Abschied aus der bäuerlichen Welt erzählt. Im Kontrast dazu steht die atmosphärisch dicht inszenierte, klaustrophobisch wirkendende Schiffspassage, die durch das Erscheinen der romantischen "Lichtgestalt" Lucy Veränderung antizipiert. Mit der Ankunft auf Ellis Island kulminiert das Einwanderer-Drama schließlich – nicht ohne Witz, Ironie und Hoffnungszeichen. Die hinsichtlich der sozialen Ursachen der Auswanderungswellen von Italien nach Amerika authentisch wirkende, gleichwohl universelle Geschichte bietet gerade für Schüler/innen ab den mittleren Jahrgangsstufen vielfältige und vertiefende Möglichkeiten zur Erarbeitung. Dank der klaren Gliederung der Filmerzählung in Segmente, die jeweils eine eigene Welt repräsentieren, lassen sich damit unterschiedliche Erzählweisen und Gestaltungsmittel diskutieren. Auf diese Weise vermag Crialeses Film, Schüler/innen sowohl für die Erfahrung der Migration als auch für ungewöhnliche Sehgewohnheiten zu sensibilisieren.
Autor/in: Reinhard Middel, 29.05.2007