Wie lebt es sich heute als 17-Jährige im Universitätsstädtchen Weimar? Lena steht kurz vor ihrem Realschulabschluss und hat noch keine Idee, was sie danach machen möchte. Umso genauer weiß sie, was sie nicht will: sich anpassen, in eine der angesagten Großstädte ziehen, einen Job, der sie nicht interessiert. Also rebelliert sie, vernachlässigt die Schule und macht ihre Familie langsam nervös. Gleichzeitig erhöhen ihre Lehrer und Lehrerinnen und auch der Berufsberater den Erfolgsdruck. Nicht nur die Zensuren für das Abschlusszeugnis sollen stimmen, von Lena werden konkrete Berufspläne erwartet. Und dann sind da noch ihre Freundinnen, die schon fast alle eine Lehrstelle oder ein Praktikum gefunden haben.
Lenas Vater war zur Zeit der DDR Brückenbauingenieur, doch seit er arbeitslos ist, ernährt Lenas Mutter die Familie. Beide hoffen, dass Lena sich rasch und pragmatisch für einen erfolgsversprechenden beruflichen Weg entscheidet. Aber Lena zögert, sie will etwas finden, von dem sie wirklich überzeugt ist. Als sie das Konzert einer Girlband besucht, weiß Lena plötzlich, dass sie Schlagzeugerin werden möchte. Damit entscheidet sie sich bewusst gegen das Diktat einer Gesellschaft, die stromlinienförmige Karrieren propagiert, und stößt vor allem bei ihrem Vater auf Widerstand.
Musik als Ventil und individuelle Ausdrucksform spielt in
Meer is nich eine tragende Rolle. Anhand seiner Protagonistin, die entschlossen versucht, sich ihren Berufstraum zu erfüllen, plädiert der Film für die wichtige Phase der Selbstfindung. Zwar bedient die Bildsprache stellenweise gängige Fernsehkonventionen, aber zugleich zeigt die einfühlsame Inszenierung differenziert und authentisch, mit welchen Konflikten Lena zu kämpfen hat. Dabei fokussiert
Meer is nich Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, verzichtet auf die Darstellung extremer Sozialgefälle oder dramatischer Ausnahmesituationen und bietet doch ein spannungsreiches Tableau zur Überprüfung unterschiedlicher Lebensmodelle. In seinem Spielfilmdebüt beschränkt sich der Thüringer Hagen Keller nicht auf die Nöte Heranwachsender, sondern demonstriert mit dem Werdegang von Lenas Vater, dass sich Berufswünsche auch für die Elterngeneration auf unkonventionellen Lebenswegen erfüllen können.
Autor/in: Cristina Moles Kaupp, 16.01.2008
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