Kinostart: 16.04.1988 Distributionsform: VoD, DVD, Blu-Ray Verleih:Universum Film Regie und Drehbuch: Hayao Miyazaki Darsteller/innen: Deutsche Sprecher/-innen: Philipp Brammer, Christine Stichler, Monika John, Moritz Günther, Gerhard Jilka, Inez Günther u.a. Laufzeit: 86 min, dt.F., OmU Format: Farbe Filmpreise: Mainichi Film Concours (Bester Film & Ofuji Noburo-Preis); Blue Ribbon Awards (Spezialpreis); Kinema Junpo Awards (Bester Film) FSK: ohne Altersbeschränkung Altersempfehlung: ab 8 J. Klassenstufen:ab 3. Klasse Themen:Umwelt, Gespenster/Geister/Spuk, Kindheit/Kinder, Fantasie, Lebenskrise(n) Unterrichtsfächer:Deutsch, Kunst, Ethik, Religion, Sachkunde
1958 im Umland von Tokio: Nach dem Einzug in ein altes Landhaus haben die vierjährige Mei und ihre sechs Jahre ältere Schwester Satsuki viel, zuweilen Wundersames zu entdecken. Im Haus wuseln etwa geisterhafte schwarze Wesen, sogenannte Rußmännchen, durch die Zimmer. Die Reisfelder und der Wald aktivieren den Forscherinnengeist und der scheue Nachbarsjunge Kanta weckt Satsukis Interesse. Doch die Freude über die neuen Eindrücke wird von der Sorge um die Mutter gedämpft, die schwerkrank in einem nahegelegenen Sanatorium liegt und die sie nur selten besuchen können. Als erst Mei und dann auch Satsuki unter einem riesigen Kampferbaum auf den behäbigen Waldgeist Totoro und zwei kleinere Artgenossen treffen, eröffnet sich ihnen eine ganz neue magische Welt, in der das friedvolle Wesen beispielsweise einen Katzenbus herbeirufen kann. Totoro eilt schließlich auch zur Hilfe, als sich Mei auf dem Weg ins Krankenhaus verirrt.
Der 1988 produzierte Animationsfilm des Autors und Regisseurs Hayao Miyazaki erfuhr erst 2007 seine deutsche Erstveröffentlichung. Auch im Herkunftsland Japan wurde Mein Nachbar Totoro von den Verantwortlichen beim Studio Ghibli zunächst skeptisch beäugt, da der Film eine vergleichsweise ereignisarme Geschichte erzählt, die zudem ohne einen Antagonisten auskommt. Tatsächlich fand das Werk quer durch alle Altersklassen Anklang und gilt heute als essenzieller Anime-Klassiker. Der nostalgische Blick in Miyazakis eigene Kindheit im ländlichen Japan der 1950er-Jahre lebt von den liebenswerten Charakteren und dem feinen Blick für die Landschaft. Die oft in Bildfolgen inszenierten Alltagssituationen vermitteln ein Gefühl für die vom Fantastischen unterwanderte Lebenswelt der Mädchen, in der die spirituelle Verbundenheit zur Natur eine ganz besondere Rolle spielt; sogar die Erwachsenen glauben an die Existenz von Naturgeistern. Entsprechend wird die Frage offengelassen, ob Totoro tatsächlich existiert oder nur der Fantasie der Kinder entspringt, aus deren Perspektive Miyazaki erzählt. Mit der selbstverständlichen Existenz dieser Naturwesen verweist der Film auf die Götter und Geister ("kami") der japanischen Shintō-Religion, die in unterschiedlichen Formen – etwa als Menschen, Tiere, Pflanzen, Gegenstände oder Naturerscheinungen – auftreten.
Einen ersten Anknüpfungspunkt offeriert das titelgebende Fabelwesen Totoro, das inzwischen als Maskottchen des Ghibli-Studios firmiert. Über welche Eigenschaften und Fähigkeiten verfügt das zwischen Katze, Bär und Eule angesiedelte Geschöpf, wie beeinflusst es die Erlebnisse der Kinder? Im Kunstunterricht der Primarstufe kann das ikonische Design die Gestaltung eigener Tierwesen anregen, die optional per Daumenkino zum Leben erweckt werden können. Darüber hinaus ermöglichen die handgezeichneten Figuren und Hintergründe ein Gespräch über die technische Entwicklung des Trickfilmgenres von der Stummfilmzeit bis zu heutigen Computeranimationen. Interessant sind auch die Anklänge an Alice im Wunderland: In einer Szene fällt Mei in einen Tunnel und der Katzenbus erinnert sehr an die Grinsekatze. Anders als bei Lewis Carroll bilden die übernatürlichen Elemente jedoch keine eigene Fantasy-Welt jenseits der Realität, sondern sickern in das Alltägliche ein. Im Fach Deutsch kann eine Figurenanalyse das schwesterliche Verhältnis und die geteilte Sorge um die kranke Mutter untersuchen.