Wie entstand die Idee zu Der Sohn von Rambow?
Der Film spiegelt in vielem meine eigene Geschichte wieder, er ist eine aufregendere Version meiner Kindheit. Als Elfjähriger hatte ich mir gemeinsam mit meinen Freunden heimlich
First Blood, den ersten Rambo-Film, im Kino angeschaut, einen "Erwachsenenfilm" – alleine das war schon ungeheuer aufregend. Und dann fanden wir diesen Typen, Rambo, einfach toll. So toll, dass wir beschlossen, mit der Videokamera meines Vaters unseren eigenen Rambo-Actionfilm zu drehen. Ich machte danach noch viele kleine Home Movies mit meinen Freunden und meiner Familie, mit Rambo begann meine "Filmkarriere".
Was hat Sie an diesem Helden fasziniert?
Ein Typ, der es mit 200 Männern aufnehmen kann, der nur einen Stock und ein Messer hat, um sich zu wehren – das hat uns zutiefst beeindruckt. Dieses Grundthema von
First Blood, ohne fremde Hilfe zurecht zu kommen, nur für sich selbst verantwortlich zu sein, ist sehr anziehend für Kinder. So wollten wir auch sein, unabhängig und stark. Das inspirierte mich als Jungen, nicht die Idee, andere zu töten. In diesem ersten Film starb zum Beispiel nur ein einziger Mensch – er fiel aus einem Helikopter. Es ist kein blutrünstiger Film.
Welche Filmhelden würden sich heutige Kinder als Identifikationsfigur wählen?
Das ist schwer zu beantworten. Natürlich war Rambo ursprünglich nicht als Kinderikone konzipiert, wir haben ihn dazu erkoren. Heutzutage gibt es sehr viele Leinwandhelden, jede Woche kommt ein anderer ins Kino: Spiderman, Superman, Batman, Hellboy, Hulk. Aber sie sind für mich keine Heroen im eigentlichen Sinne. Es geht eher darum, ihre Superkräfte oder fantastischen Techniken zur Schau zu stellen, es sind keine Charaktere, die mutig die eigene Autonomie behaupten.
Der Sohn von Rambow entstand ebenso wie ihr Spielfilmdebüt Per Anhalter durch die Galaxis in Kooperation mit Nick Goldsmith?
Wir haben sehr eng zusammengearbeitet. Bei den Dreharbeiten gab es zwar eine klare Rollenverteilung – ich war der Regisseur, Nick der Produzent –, aber das Script haben wir Szene für Szene gemeinsam entwickelt. Es war meine Idee und deswegen bin ich jetzt auch in den Credits als Drehbuchautor benannt. Aber wir beide wollten dieses Lebensgefühl einfangen, das wir als Kinder hatten, als uns alles möglich schien.
Warum haben Sie sich für eine religiöse Thematik in ihrem Film entschieden?
Als wir am Script arbeiteten, haben wir festgestellt, wie schwer es ist, die Magie nachzuempfinden, die Filme für junge Leute besitzen können. Dann habe ich mich daran erinnert, dass in meiner Kindheit unsere Nachbarn Plymouth Brethren waren. Sie hatten mich immer fasziniert, sie predigten Samstags in den Straßen, sie lebten Tür an Tür mit uns, ihre Kinder gingen mit uns zur Schule, aber wir wussten kaum etwas über sie, weil sie sich so abschotteten. So wählten wir diese weltferne Religion als dramaturgischen Kontrast: Wenn ein Kind noch nie einen Film gesehen hat, so muss die Begegnung mit einer Figur wie Rambo wirklich eine dramatische Erfahrung sein. Für Will ist dies der Auslöser, mit seiner Kreativität endlich nach außen zu treten. Und dabei zeigt er große Entschlossenheit und Mut.
Manche Stunts der Jungs sehen ja ziemlich gefährlich aus!
Diese Szenen haben wir mit kleinen Stuntmen gedreht, natürlich nicht mit den Kindern. Aber das ist ja beim Filmen das Kuriose: Bei den Stunts hast du so viele Leute, die sich darum kümmern, dass niemand verletzt wird, dass es am Ende die sichersten Szenen sind.
Die heutige digitale Technik hat die Möglichkeiten vereinfacht, selber einen Film zu drehen. Liegt darin auch eine erhöhte Chance, selbst kreativ zu werden?
Die neue Technologie macht es nicht nur leichter, einen Film zu machen, sondern auch, ihn öffentlich vorzuführen, beispielsweise im Internet. Trotzdem ist es noch immer schwer, etwas wirklich Gutes zu machen, ganz egal, welche Technik zur Verfügung steht. Noch schwerer ist es, jemanden zu finden, der einem dabei hilft.
Was sollte Ihrer Meinung nach das Ziel aktiver Filmarbeit sein?
Sie sollte Kinder ermutigen, kreativ zu sein, aber auch bereit zu sein, Fehler zu machen. Unser erster Rambo-Film hatte jede Menge Action und Stunts, die ziemlich stümperhaft wirken. Aber man spürt trotzdem unseren Erfindungsreichtum und unsere Kreativität, genau wie bei den Protagonisten von
Der Sohn von Rambow. Deswegen hoffe ich auch, dass mein neuer Film darauf Lust macht, einfach loszulegen, sich nicht zu viele Gedanken zu machen. Lee und Will drehen ja keinen qualitativ guten Film, aber darauf kommt es doch zunächst gar nicht an: Sie haben eine tolle Zeit zusammen, stellen gemeinsam etwas auf die Beine, und das ist ein sehr wichtiger Prozess.