An einem schönen langen Sommertag am Scharmützelsee sammelt Bertolt Brecht kurz vor seinem Tod die wichtigsten Frauen seines Lebens in der Datscha um sich – von Ehefrau Helene Weigel und Tochter Barbara bis hin zu Ex- und aktuellen Geliebten. Stunden vergehen mit Reden und Streiten, jahrelang unterdrückte Aggressionen brechen sich Bahn. Am Ende zweifelt der von Krankheit geschwächte Dichter an seinen politischen Utopien, ahnt die Vergeblichkeit jeglicher Hoffnung auf eine bessere Gesellschaft. – In dem honorigen Film vermisst man vor allem Brechts rhetorische Brillanz. Josef Bierbichler spielt die widersprüchliche Figur mit großer Leinwandpräsenz, gibt in seiner niederbayerischen Art dem gebürtigen Augsburger Brecht eine neue, etwas gewöhnungsbedürftige Fassette. Jan Schütte greift mit Schwermut ein Stück deutscher Geschichte auf, stellt die Frage nach dem Verhältnis zwischen Künstler und politischer Macht.
Autor/in: Margret Köhler, 01.09.2000