Zum letzten Mal sitzt Herr S. an seinem Arbeitsplatz, in dem Büro, in dem er 20 Jahre lang gearbeitet hat. Herr S. ist Stasi-Offizier und seine Behörde im Jahr 1990 in Auflösung begriffen. Mit ihr lösen sich auch sein Privatleben, seine Zukunftsperspektive, selbst seine Vergangenheit auf. Was er sein Leben lang getan hat, ist plötzlich nicht mehr wichtig, soll nun ein Verbrechen sein. Zum letzten Mal an seinem Schreibtisch, berichtet Herr S. detailliert aus seinem Leben und von seiner Arbeit. – Diesen authentischen Bericht, für den Film eingesprochen von Axel Prahl, nahmen die französischen Filmemacher/innen Eyal Sivan und Audrey Maurion als Grundlage. Sie kombinierten ihn mit Archivmaterial aus den letzten Tagen der Stasi-Zentrale und Überwachungsaufnahmen, die mittlerweile im Keller der so genannten Birthler-Behörde lagern. Der subjektive Blick eines Majors auf seine Arbeit gewinnt so exemplarischen Charakter. Neben der Arbeit der Stasi thematisieren die Filmemacher/innen vor allem den allgemeinen Umgang mit Bildern und das, was sie uns eigentlich erzählen. Erfahren wir in den Bildern der Überwachungskameras nicht viel mehr über den Überwachenden als über den Überwachten? Aus Liebe zum Volk ist ein interessanter Filmessay, der weniger die Staatssicherheit der DDR, als vielmehr das Problem von Überwachung grundsätzlich hinterfragt.
Autor/in: Dinah Münchow, 01.04.2004