Inhalt
Sommeridyll im Schullandheim: Die achtjährigen Mädchen Lotte und Louise lernen sich kennen. Erstaunen macht sich breit, denn die beiden Mädchen sind einander wie aus dem Gesicht geschnitten. Die anfängliche Doppelgängerscheu wird schnell überwunden und die beiden sind unzertrennlich. Schnell finden sie heraus, dass sie Zwillinge sind, die von ihren Eltern nach ihrer Trennung auseinander gerissen worden sind. Nach den Ferien tauschen die Mädchen die Rollen und so lernt Lotte ihren Vater in Wien kennen und Louise ihre Mutter in München. Der Plan der Mädchen, die Eltern wieder zu vereinen, wird durch das Fräulein Gerlach durchkreuzt. Sie beabsichtigt, den Vater der Kinder zu heiraten. Doch durch Lotte und Louise geraten auch diese Pläne durcheinander.
Umsetzung
Die erste Zeichentrickverfilmung des Kinderbuchklassikers von Erich Kästner setzt ganz auf den Retro-Look der Buchcover. Die berühmten Illustrationen von Walter Trier, Markenzeichen der Kästner-Bücher, bildeten den Ausgangspunkt für die Arbeit von über hundert Trickfilmzeichnern. Durch ihren minimalistischen Stil erinnern die Bilder an japanische Trickfilmserien wie Heidi, aber auch an die belgischen Comics der "Ligne Claire". Bei der Erzählung handelt es sich nicht um eine moderne Adaption des Stoffes, sondern der Film spielt wie der Roman in den 1950er Jahren. Die Erzählerstimme, die im Film sparsam eingesetzt wird, zieht – neben der visuellen Umsetzung – noch eine weitere Verbindungslinie zur literarischen Vorlage. Bei allem Zeitkolorit ist der Stoff aktuell geblieben und wird auf heitere Weise erzählt.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Die Trennungsgeschichte, die der Film erzählt, stellt den zentralen thematischen Anknüpfungspunkt für die pädagogische Arbeit dar. Darüber hinaus lassen sich Geschlechterrollen und Familienbilder im Kontext des Films hinterfragen. Die Charakterisierungen der Figuren Lotte und Louise anhand ihrer unterschiedlichen Sozialisationskontexte sind zudem interessant. In formaler Hinsicht sollte die Arbeit der Trickzeichner zu den Originalzeichnungen von Walter Trier in Beziehung gesetzt werden. Auch ein Vergleich mit Ausschnitten aus anderen Verfilmungen des Stoffes, etwa dem Schwarzweißfilm von Josef von Báky (1952) oder der Vilsmaier-Verfilmung
Charlie & Louise (1994), bietet sich an.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Stefanie Schlüter, 26.04.2007, Vision Kino 2007.