Großmutter Irene ist eine Frau, die ihre Familie gerne um sich schart: die älteste Tochter, die sich seit dem Tod ihres Mannes auf den Sohn fixiert und Angst hat, ihm könne etwas zustoßen; die jüngere Schwester, deren sexuelles Eheleben auf Sparflamme kocht und die eine alte Jugendliebe wiedertrifft; der Sohn, der wie sein Vater als Jurist Karriere machen will und der Mutter gegenüber seine Homosexualität verschweigt. Irgendwann muss sich jede/r mit den eigenen Problemen auseinander setzen. Aber erst als der Freund des Sohnes in die Runde platzt, kommt es zum Moment der Wahrheit. – Cristina Comencini erzählt in ruhigen Bildern vom Zusammenhalt einer Familie, aber auch von der Brüchigkeit familiärer Beziehungen in einer Zeit rapiden Wertewandels. Da werden die gemeinsamen Essen zur Farce und zur Tortur, weil sie nur noch Form sind und alle, wenn auch nur widerwillig, die ihnen zugedachte Rolle spielen. Subtil schildert die Regisseurin den schmerzhaften Prozess der Selbstfindung, lässt Hoffnung auf einen Neubeginn. Beeindruckend als Matriarchin Virna Lisi, die erst lernen muss, dass ein bewusstes Loslassen die Bande zwischen Mutter und Kindern sogar stärken kann.
Autor/in: Margret Köhler, 01.07.2004