"Cartoneros – Kartonmenschen" heißen die Bewohner aus den Vororten von Buenos Aires, die der weiße Zug tagtäglich in die Stadt bringt. Unter ihnen Männer, Frauen, Kinder jeden Alters, mit verschiedenen Berufen, doch allesamt ohne Arbeit, ohne das Nötigste zum Leben. Um das heranzuschaffen, durchwühlen sie den Müll der Großstadt nach Kartons, Pappe und Papier. Mit ihren vollbeladenen Rollwagen besteigen die Cartoneros nachts wieder den weißen Zug, zurück in Richtung Armenviertel. Hier verkaufen sie ihre Beute auf den Mülldeponien, für ein Kilo gibt es etwa 4,5 US-Cent. Das ist zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben. – Mit dem Rücktritt von Präsident De la Rúa im Jahr 2001 versinkt Argentinien im wirtschaftlichen Chaos. Fast die Hälfte der Bevölkerung ist ohne Job. Der eigens für die Cartoneros bereitgestellte weiße Zug ist für viele die einzige Perspektive. Die drei Autoren/innen haben ihre Dokumentation lange vorbereitet. Immer wieder haben sie im Zug mit den Cartoneros gesprochen. Ohne Scheu erzählen diese von ihrem Leben, ihren Problemen und Wünschen. Die Kamera fängt intime Momente vom Leben im Zug ein, Kinder die in leeren Waggons Fußball spielen, junge Paare, die die stundenlange Zugfahrt als einzige freie Zeit genießen. Die Befürchtung, der Betrieb des weißen Zugs könnte mit dem Regierungswechsel eingestellt werden, hat sich nicht bewahrheitet. Seit 2003 verkehren acht dieser Züge und eröffnen den Menschen aus den Armenvierteln zumindest eine kleine Perspektive.
Autor/in: Dinah Münchow, 01.10.2004