Wenn Hunde intelligent sind, ist Mr. Peabody hochbegabt. Immerhin konnte der Hund neben vielen anderen Ehren einen Nobelpreis einheimsen. Auch weil er selbst ein Waise ist, adoptiert Peabody den Menschenjungen Sherman, den er fortan in die Geheimnisse der Wissenschaft, Kunst und Geschichte einführt – und zwar mit Zeitreisen in die Vergangenheit. Am ersten Schultag Shermans kommt es aber zu einem Eklat: Die zickige Penny nimmt Sherman in den Schwitzkasten und nennt ihn einen "Hund". Aus Notwehr beißt der Junge ihr in den Arm und sogleich prüft das Jugendamt, ob ein Hund überhaupt einen Jungen großziehen kann. Um die Wogen zu glätten, richtet Mr. Peabody ein Dinner für Pennys Eltern aus, als Sherman Penny die geheime Zeitmaschine vorführt. Dabei werden beide ins alte Ägypten katapultiert – und ein Abenteuer quer durch die Weltgeschichte beginnt.
Hierzulande ist der besserwisserische Mr. Peabody kaum bekannt, in den USA ist er den meisten Kindern als Herzstück der Trickserie
Rocky and Bullwinkle (ab 1959) sehr vertraut. Das Produktionsstudio Dreamworks und der Regisseur von
Der König der Löwen (USA 1994) bringen den Stoff nun als
3D-Animationsfilm auf die große Leinwand. In ihrem didaktischen Ansatz kehren sie zurück zu den TV-Ursprüngen Peabodys, in denen er Lektionen in Geschichte erteilte. So besucht der Film beispielsweise die Französische Revolution, das Atelier von Leonardo da Vinci und das Trojanische Pferd. Peabodys kleine Unterrichtseinheiten bewegen sich freilich auf einem einfachen Niveau, das Kinder weder über- noch unterfordert. Die Verwendung von Klischees über weltgeschichtliche Persönlichkeiten wie Marie Antoinette hilft eben, eine historische Situation prägnant zusammenzufassen.
Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman ist eben kein klassischer Frontal-, sondern ein lebhafter, leicht ironischer und herzlicher Anschauungsunterricht, der junge Zuschauer/innen auf Geschichte neugierig machen kann.
Ein wichtiger Erzählstrang verhandelt zudem Erziehungsfragen. Hier lernt der Vater etwas von seinem Sohn, nämlich loszulassen: In einer Schlüsselszene fliegt Sherman heimlich mit da Vincis Fluggerät über die Dächer von Florenz. Als Peabody das sieht, macht er sich Sorgen und mahnt: "Du kannst doch gar nicht fliegen!" – postwendend stürzt Sherman ab. Später im Film darf der Sohn indes die Zeitreisemaschine steuern. Im Unterricht könnte eine Analyse der Vater-Sohn-Beziehung aufschlussreich sein, wobei einfließen sollte, dass Peabody ein Hund und Sherman ein Mensch ist. Im Film zweifeln die Behörden die Adoption daher an, was auf die Debatte über das Adoptionsrecht von Regenbogenfamilien übertragbar ist. Zudem könnte die Klasse besprechen, welche historischen Klischees aus welchen Gründen auftauchen und ob die Darstellung historisch akkurat ist – und in der nächsten Schulstunde tiefer in die Materie vordringen.
Autor/in: Christian Horn, 27.02.2014
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