Kansas im Jahr 1905: Der halbseidene Zauberkünstler Oscar Diggs zieht mit einem Wanderzirkus umher und führt das Publikum mit billigen Tricks hinters Licht. Eines Tages fegt ein Orkan über das Land und erfasst den in einem Heißluftballon sitzenden Oscar. Als der Sturm nachlässt, findet sich Oscar im Zauberland Oz wieder. Dort trifft er die schöne Hexe Theodora, die ihn für den großen Magier hält, der – laut einer Weissagung – das gebeutelte Land vom Bösen befreien wird. Weil Ruhm und Reichtum in Aussicht stehen, gibt sich Oscar als der prophezeite Retter aus und zieht im Auftrag von Theodoras Schwester Evanora ins Gefecht gegen die vermeintlich niederträchtige Hexe Glinda. Im Laufe der Ereignisse muss Oscar jedoch feststellen, dass nicht Glinda die Quelle allen Übels ist.
Regisseur Sam Raimi
Spider Man 1-3 (USA 2001-2007) erzählt in seinem liebevoll gestalteten Fantasyfilm die Vorgeschichte zu Frank L. Baums Kinderbuch
Der Zauberer von Oz (1900) und der gleichnamigen Musicalverfilmung von Victor Fleming (
The Wizard of Oz, USA 1939). Dieses Mal avanciert der von James Franco gespielte Oscar zum Protagonisten, während das Mädchen Dorothy, Hauptfigur in Roman und Musical, keine Rolle spielt. Zwischen den fantastischen Aufnahmen des Zauberlands verhandelt Raimi Themen wie Schein und Sein, gesellschaftliche Rollenbilder, Erwartungshaltungen und Verantwortung, was den Märchenfilm von einer schlichten Jahrmarktsattraktion unterscheidet. Dennoch überwältigen vor allem die 3D-Bilder, die aufwändigen Studiobauten und Kostüme sowie schöne Ideen wie ein glänzend
animiertes Porzellanmädchen. Nicht zuletzt trägt auch die Musik von Danny Elfman zu durchweg magischer Kinounterhaltung bei.
Im Unterricht bietet sich zunächst ein Vergleich der neuen Adaption mit Baums Kinderroman und/oder der klassischen Musicalverfilmung von Fleming an. Inwieweit und mit welchen Mitteln gelingt es Sam Raimi, die Stimmung dieser Vorbilder in seinen Film zu übersetzen? Hier kann die
Exposition beider Verfilmungen in den Fokus rücken, die jeweils in
Schwarz-Weiß-Bildern gehalten ist, bevor dann jeweils die Bilder in Oz in leuchtende Farben übergehen. Bei Raimi kommt der 3D-Effekt hinzu, was einen Diskurs über die Möglichkeiten der Filmtechnik eröffnet: Während Flemings Variante mit den damals neuen Technicolor-Farben überraschte, bringt Raimi das 3D-Projektionsverfahren Reall-D zum Einsatz, um dieselbe Wirkung zu erzielen. Weiterhin kann die Geschichte
Der Zauberer von Oz als Phänomen der Popkultur in den Blick rücken, wobei sich etwa auch ein Vergleich mit dem japanischen
Zeichentrickfilm Summer Wars (Samâ wôzu Mamoru Hosoda, Japan 2009) lohnt.
Autor/in: Christian Horn, 07.03.2013
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