Simon überwacht seine Lebensgefährtin Ariane auf Schritt und Tritt. In krankhafter Eifersucht will er alles über sie wissen. Sie behält ihre Gedanken für sich, weicht Simons Fragen geschickt aus oder lügt ihn an. Der Mann kennt Arianes Faible für Frauen und befürchtet, dass sie ein Doppelleben führt. Doch nicht nur die vermutete Bisexualität seiner Freundin stört sein unstillbares Verlangen nach vollständiger Symbiose. Vielmehr noch die Unmöglichkeit, von Arianes Gedankenwelt Besitz zu ergreifen. – Chantal Akerman erzählt frei nach Marcel Prousts gleichnamigem Roman (dem achten Band seines autobiographisch gefärbten Zyklus "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit") die Tragödie zweier Liebender, deren Beziehung daran scheitert, dass ihre Bedürfnisse völlig gegensätzlich bleiben. Obwohl die Regisseurin die Geschichte in die Gegenwart versetzt, sie auf wenige Figuren reduziert und einen anderen Schluss erfindet, stellt der Film eine ebenso nervöse und hitzige Atmosphäre wie das Buch her. Das gelingt dank schauspielerischer Glanzleistungen und sparsamen Dialogen, die Arianes Geheimnis bis zum Schluss nicht preisgeben.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.05.2002