England im Jahre 1774. Georgiana Spencer ist 17 Jahre alt, als sie von ihrer Mutter mit dem einflussreichen Adligen, dem Herzog von Devonshire, verheiratet wird. Doch schon bald muss die junge Frau erkennen, dass nicht Liebe das Fundament ihrer Ehe ist. Die Verbindung dient nur einem Zweck: der Zeugung eines männlichen Erbens. Und so empfindet der Herzog die Geburt zweier Töchter auch als Affront, schließlich kommt seine Gattin ihren ehelichen Pflichten nicht nach. Persönliche Anerkennung sucht die lebenslustige und kluge Lady Georgiana fortan in der Öffentlichkeit. Hier avanciert sie bald zu einem gefeierten
Star der feinen Gesellschaft, eine Popularität, die sie geschickt nutzt, um die Whig-Partei im Wahlkampf zu unterstützen. Während ihr gesellschaftlicher Einfluss wächst, wird sie im Privaten zunehmend mit ihrer Machtlosigkeit konfrontiert. Als der Herzog eine Beziehung mit Georgianas besten Freundin Lady Bess Foster beginnt, verfügt er, dass seine Geliebte fortan im Haus der Familie leben soll. Aber auch Georgiana findet ihre große Liebe mit dem aufstrebenden Politiker Charles Grey, die jedoch nur von kurzer Dauer ist. Von dem Herzog wird Georgiana vor die Entscheidung gestellt: Grey oder ihre Kinder.
In opulenten Bildern entwirft Regisseur Saul Dibb ein Gesellschaftsbild Englands kurz vor der französischen Revolution. Die Entwicklung von Lady Georgiana (einer Vorfahrin von Lady Diana) vom ungebärdigen Teenager zur schillernden Dame der Gesellschaft steht dabei im Mittelpunkt sowie die Zwänge und Willkür, denen Frauen in dieser patriarchalischen Gesellschaft ausgesetzt waren. Dabei besticht
Die Herzogin nicht nur mit aufwändiger Ausstattung, sondern auch mit einer Besetzung, die bis in die Nebenrollen mit einigen der besten britischen Schauspieler/innen aufwartet.
Deutlich wird, dass sich Lady Georgiana, trotz vieler Privilegien, nicht persönlich entfalten kann. Sie steht in ihrer eigenen Unfreiheit den zunehmenden gesellschaftlichen und politischen Liberalisierungsbestrebungen jener Zeit, für die sich selbst politisch engagiert, gegenüber. Dies lädt dazu ein, die Rolle der Frau sowie das Thema Emanzipation im Unterricht zu thematisieren. In diesem Zusammenhang bietet sich auch ein Vergleich mit dem über hundert Jahre später angesiedelten Roman
Effi Briest von Theodor Fontane an, dessen Protagonistin ebenfalls in einer unglücklichen Ehe gefangen ist. Im Zusammenhang mit
Die Herzogin lässt sich darüber hinaus die Bedeutung der öffentlichen Meinung diskutieren, und zwar auch im Hinblick auf den Einfluss der Boulevardpresse heutzutage.
Autor/in: Ingrid Beerbaum, 25.03.2009
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