Marguerite Duras, eine der großen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts, schert sich wenig um Regeln oder Moral. Die letzten sechzehn Jahre bis zu ihrem Tod 1996 verbringt sie mit Yann Andrea, einem jungen, ihr ergebenen Mann. Die Literatin gibt sich mal charmant, zärtlich und liebevoll, dann wieder biestig und ungerecht, betrinkt sich bis zur Besinnungslosigkeit und stellt ihren Gefährten bei Freunden bloß. Danach zieht sie sich wie ein waidwundes Tier zurück in ihre Einsamkeit. Beide wissen, dass der Tod ihrem Zusammensein nur einen kurzen Aufschub gewährt. Es zählt das Hier und Jetzt. – Frankreichs Superstar Jeanne Moreau trumpft auf in einem Machtkampf, dessen Energie sich in Romanen wie "Der Liebhaber" kanalisiert hat. Der Junge gibt der Älteren die Jugend zurück, die Kraft zum Schreiben, den Widerstand gegen das Sterben. Diese Liebe ist ein Meisterwerk über die letzten Jahre der Literatin. Nicht zuletzt wegen der genialen Aktrice, deren Gesicht zur Offenbarung wird, in dem Trauer über verlorene Liebe und vergangene Lust zu lesen, die Tränen über erkaltete Gefühle zu ahnen sind. Eine Liebesgeschichte so einfach und so kompliziert wie das Leben.
Autor/in: Margret Köhler, 01.01.2003