Die beiden 17-jährigen Schülerinnen Kati und Steffi durchleiden gemeinsam Krisen der Pubertät. Kati liegt im Dauerclinch mit ihren konservativen Eltern. Steffi kommt nur scheinbar aus einem harmonischen Elternhaus. In einem Szeneclub entdecken die Teenager zufällig Steffis Vater beim Techtelmechtel mit einer anderen Frau. In blinder Wut will sich Steffi an der heimlichen Geliebten und deren Tochter Tessa rächen. Ohne die Tragweite ihrer Pläne zu erahnen, manövriert sie Tessa in die Fänge eines dubiosen Pornofilmproduzenten und damit in eine lebensbedrohliche Situation. Kati, die in letzter Sekunde der ahnungslosen Tessa zu Hilfe eilt, versucht vergeblich, Steffi von ihren Intrigen abzuhalten. Die Freundschaft der Mädchen steht vor einer Zerreißprobe. – Nach diversen oberflächlichen Teeniekomödien wie Coyote Ugly oder Mädchen, Mädchen kommt mit Große Mädchen weinen nicht endlich ein differenzierter, tiefgehender Film über Mädchen an der Schwelle des Erwachsenwerdens ins Kino. Die unterschiedlichen jugendlichen Charaktere sind dank überzeugender Dialoge und einem erstklassigen Casting wie aus dem Leben gegriffen. Regisseurin Maria von Heland war gut beraten, sich über mehrere Wochen regelmäßig mit Mädchen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren zu treffen, um mit ihnen über Eltern, Sex, Schule und Zukunft zu reden. Die erschütternden familiären Erfahrungen und Berichte vieler Jugendlichen bilden die Basis für eine Filmhandlung, die sich glaubwürdig dramatisch zuspitzt. Auf ergreifende Weise werden Einsamkeit, Naivität, Orientierungslosigkeit und Sehnsucht thematisiert. Trotz pessimistischem Grundton macht das Jugenddrama auch Mut. Mit Kati und Tessa begegnen sich endlich zwei vorbildliche Heldinnen, die selbstbewusst, intelligent und couragiert auftreten.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.10.2002