In einem Turiner Hochhaus fallen vier unschuldige Menschen einem Bombenattentat zum Opfer. Die Täterin lässt sich widerstandslos festnehmen und ist am Boden zerstört. Ihr Anschlag ist missglückt: Philippa wollte einen skrupellosen Drogendealer töten, der ihren Mann und viele ihrer Schüler auf dem Gewissen hat. Der aber ist am Leben geblieben. Ein junger Polizist verliebt sich in die Engländerin, holt sie aus dem Gefängnis und flüchtet mit ihr in die Toskana. Durch seine unsterbliche Liebe schöpft Philippa noch einmal neuen Lebensmut, aber die Polizei ist den beiden dicht auf den Fersen. – Heaven ist Teil einer geplanten Trilogie ("Heaven Purgatory Hell") des polnischen Meisters Krzysztof Kieslowski, der 1996 überraschend starb. Bei Tom Tykwer, dessen Erzählstil große Ähnlichkeiten mit Kieslowski aufweist, ist das Drehbuch in besten Händen. Wie in allen Filmen Tykwers dominiert die Liebe als alles überragende, treibende Kraft. Sie ließ Franka Potente als Lola für ihren Manni kämpfen und in Der Krieger und die Kaiserin ihren Bodo verfolgen. In Heaven bewirkt allein sie es, dass Filippo rigoros gegen alle Regeln seines Amtes verstößt und den Gejagten am Ende Einlass in den titelgebenden Himmel gewährt wird. Mit dem Anschlag auf ein Hochhaus und provokanten Fragen nach Vergebung und Erlösung ist Heaven in unwillkürlicher Reminiszenz des 11. September ein ebenso mutiger wie verstörender Film. Seine Faszination verdankt er seiner starken Bildsprache, vor allem beeindruckt der Kontrast zwischen der graphischen Strenge Turins und einer grenzenlosen, sonnendurchfluteten toskanischen Idylle.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.02.2002