Bei ihrem Einsatz im Frauengefängnis wird die Theologin Anna mit einer ihr neuen Wirklichkeit konfrontiert: Drogenhandel, rigide Machtstrukturen, rücksichtsloses Mobbing. Als die einsitzende Kate, von der behauptet wird, sie besitze Wunder-Hände und können mit ihnen Heroinsüchtige heilen, Anna eröffnet, diese sei schwanger, freut sich die junge Frau erst einmal. Endlich scheint ihr lang gehegter Kinderwunsch in Erfüllung zu gehen. Doch bei der Fruchtwasseruntersuchung wird ein Chromosomenschaden festgestellt, das Baby könnte behindert sein. In ihrer Not wendet sie sich an Kate und hofft auf deren übersinnliche Kräfte. – Anette K. Olesen ( Kleine Missgeschicke ) greift ein zeitloses Thema auf: den Glauben an Gott und gleichzeitig den Zweifel daran, wobei für die Filmemacherin Wissen das Gegenteil von Glaube ist. Die Seelsorgerin in ihrer schwierigen Situation wie auch die einzelnen Gefängnisinsassinnen sind differenziert gezeichnet. Dabei kommt Olesen, die in dänischen Gefängnissen recherchierte, ohne übliche Knast-Klischees und übertriebene Gesten aus, konzentriert sich auf die inneren Kämpfe und die existenzielle Frage, ob die werdende Mutter eine Abtreibung vornehmen lassen oder sich der Heilerin anvertrauen soll. Ein Dogma-Film von ungeheurer Kraft und Wahrhaftigkeit, der auch zur Reflexion über Sünde, Sühne und Vergebung anregt.
Autor/in: Margret Köhler, 01.09.2004