Eckart, ein junger Zivildienstleistender in einer Werkstatt für behinderte Menschen, kümmert sich um die geistig behinderte, leicht aufsässige Ulrike mehr als um die anderen. Dank seiner intensiven Zuwendung macht das minderjährige Mädchen erstaunliche Fortschritte. Beide scheinen einander zu brauchen, fühlen sich voneinander angezogen. Eckart weiß zwar, dass er seinem Gefühl nicht nachgeben darf, dennoch entdeckt die Heimleitung eines Morgens Ulrike in seinem Bett. Für beide gibt es ein böses Erwachen. – Leo Hiemer hat dieses stille Drama nach einem Roman von Volker Jehle mit beweglicher Digitalkamera an Originalschauplätzen und zum Teil mit behinderten Menschen mitfühlend und unaufdringlich in Szene gesetzt. Die Rolle der Ulrike wurde allerdings von der Schauspielerin Ulrike Brüggemann übernommen. Obwohl der Alltag in der Werkstatt sehr realistisch wiedergegeben wird, vermeidet es Hiemer, behinderte gegen nichtbehinderte Menschen auszuspielen. Sein von Klischees weitgehend unbelasteter Film, der eines der wenigen verbliebenen gesellschaftlichen Tabuthemen aufgreift, ist eigentlich weniger ein Sozialdrama als eine poetische Parabel über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit von Liebe in unserer Zeit. Hiemer geht der Frage nach, ob und bis zu welchem Grad heutige Menschen mit ihren psychischen und sozialen Defekten unabhängig vom Grad ihrer diagnostizierten "Behinderung" noch in der Lage sind, sich auf ein Liebesobjekt einzulassen und welche Grenzen die Gesellschaft ihnen dabei setzt. Die Antwort darauf verkündet programmatisch bereits der Titel.
Autor/in: Holger Twele, 01.10.2005