Im Australien des Jahres 1931 herrscht strikte Rassenpolitik. Alle Mischlingskinder, die aus der Verbindung zwischen Aboriginals (meistens Frauen) und Weißen hervorgegangen sind, werden von ihren Eltern getrennt, um sie in speziellen Heimen umzuerziehen und als englischsprechende Arbeitskraft verfügbar zu machen. Auch die 14-jährige Molly, ihre jüngere Schwester Daisy und ihre Cousine Gracie erleiden dieses Schicksal und werden weit entfernt von ihren Müttern in ein Erziehungsheim gesteckt. Es gelingt ihnen nach einigen Tagen zu fliehen. Als einzige Orientierung auf ihrem Weg zurück nach Hause dient ihnen ein Zaun gegen die Kaninchenplage, der sich quer durch den Kontinent und durch die Wüste zieht. Hunger und Durst sind ihre ständigen Begleiter auf dem 1400 Meilen langen Fußmarsch, aber auch die Angst vor den Übergriffen der Polizei, die gnadenlose Jagd auf die Kinder macht, um einen drohenden Gesichtsverlust zu vermeiden. – Der emotional aufwühlende Film basiert auf einer realen Begebenheit, die Mollys spätere Tochter Doris Pilkington Garimara zu einem Roman verarbeitet hat und nun von dem in Australien geborenen Regisseur Phillip Noyce ( Der stille Amerikaner ) verfilmt wurde. Dieser erzählt die Geschichte ganz aus der Perspektive der Kinder und ihrer Mütter, nimmt uneingeschränkt Partei für die Aboriginals und gegen das Leid, das ihnen von den weißen Kolonialherren aus rassenideologischen Erwägungen zugefügt worden ist. Er plädiert damit für Toleranz gegenüber anderen Lebensformen, die Unantastbarkeit von menschlicher Würde und das Recht auf Selbstbestimmung, gerade auch in der Familie. Die Tatsache, dass viele dieser Mischlingskinder durch die rigorosen Maßnahmen der Regierung überhaupt erst eine Bildungschance erhalten haben, kann über eine grundsätzlich verfehlte Politik gegenüber den Ureinwohnern nicht hinwegtäuschen, zumal ähnliche Fehler mit der eingeborenen Bevölkerung auch in anderen Ländern wie USA oder Kanada gemacht worden sind.
Autor/in: Holger Twele, 01.05.2003