Vor sechs Jahren verließ Ingo Hasselbach, einer der jüngsten und gefährlichsten Leitfiguren der Neonazis, unter großer Medienbeachtung die Szene. Der schwedische Dokumentarfilmer Fredrik von Krusenstjerna verfolgt die Spuren des ehemaligen Anstifters und Propagandisten in einer Art Stationendrama zurück bis zu seinem Vater Hans Canjé. Als überzeugtem Kommunisten und ehemaligem Redakteur des DDR-Rundfunks ist diesem allerdings auch heute noch kein Wort über seinen Sohn zu entlocken. – Mit Befragungen von Hasselbach selbst, von Menschen aus seinem Umfeld und nicht zuletzt von Polizisten und Psychoanalytikern entsteht ein schillerndes Bild des Protagonisten. Der Blick von außen auf das deutsche Thema liefert überraschend hellsichtige Urteile, aber auch gewagte bzw. nicht ausreichend erklärte Verallgemeinerungen hinsichtlich der spezifischen Hintergründe der fatalen Entwicklung. Dramaturgisch ist der Film etwas schlicht geraten, aber inhaltlich stellt er einen wichtigen Beitrag zur laufenden Diskussion über Neonazis dar.
Autor/in: Pit Fiedler, 01.11.2000