Die 15-jährige Rita hat es schwer, sich in ihrem Leben am Stadtrand von Wien zurecht zu finden. In der katholischen Schule fehlt sie oft, weil ihre Mitschüler sie belächeln und die Lehrer sie nicht mögen. Ihren pedantischen Eltern gelingt es nicht, die störrische Tochter zu bändigen, die unter ihrer Einsamkeit leidet. Erste erotische Annäherungsversuche mit dem 13-jährigen asthmakranken Nachbarjungen Fexi gehen ebenso schief wie die mit einem biederen Busfahrer. Hinter dem teilnahmslosen Blick des Mädchens verbergen sich unerfüllte Sehnsüchte und eine diffuse Verzweiflung. Der aufgestaute Frust der Außenseiterin entlädt sich in einer nur schwer nachvollziehbaren Tat: Rita erschießt ihre Eltern. – In ihrem irritierend nüchternen Sozialdrama schildert Jessica Hausner in präzisen, fast dokumentarisch wirkenden Alltagsbeobachtungen die Irrungen und Wirrungen einer zunehmend isolierten Pubertierenden und hält die Zuschauer mit langen statischen Einstellungen und kargen Dialogen zum genauen Hinsehen an. In der präzisen Analyse des österreichischen Spießertums, der familiären Sprachlosigkeit und unkontrollierter Gewaltausbrüche erinnert die Milieustudie an Arbeiten von Michael Haneke. Irritierend wirkt insbesondere, dass Hausner in ihrem Langfilmdebüt vordergründige Psychologisierungen oder simple Erklärungsversuche für die Katastrophe vermeidet. Gerade dadurch zwingt diese bedrückende Teenager-Studie, die mit Digitalkameras gedreht wurde und nur selten durch Momente schwarzen Humors aufgelockert wird, zum Nachdenken über die Frage, wie es soweit kommen konnte.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.04.2002