Im kalten Februar reist Sophie, eine junge Fotografin aus Berlin, für einige Tage nach Marseille, um Abstand von ihrem Alltag in einer WG zu gewinnen, in der neben ihr ein Familie mit Kind wohnt. Ohne konkretes Ziel bewegt sich Sophie in der fremden Stadt und fotografiert, was sie spontan anspricht. In einer Autowerkstatt, in der sie für zwei Tage einen Wagen mieten möchte, lernt sie Pierre, einen jungen Mechaniker kennen und verbringt mit ihm eine kurze unbeschwerte Zeit ohne gegenseitige Ansprüche. Zurück in Berlin, ist sie wieder mit den alten Beziehungsstrukturen konfrontiert, denn sie ist in den Mann ihrer besten Freundin verliebt, dem Paar aus der WG. So entschließt sie sich, erneut nach Marseille zu fahren. – Angela Schanelec möchte mit ihren Filmen die Fantasie der Zuschauenden anregen, sie zum Nachdenken anregen, statt Erklärungsmuster und Schubladencharaktere zu liefern. Ihre Filme sind nicht einfach zu rezipieren, werfen oft Rätsel auf, wirken bruchstückhaft, lassen scheinbar Wichtiges einfach weg, erzählen jedenfalls keine Geschichte im herkömmlichen Sinn. So äußerte sie in einem Interview zu Marseille : "All meine Filme beruhen auf dem Gedanken, dass ein Großteil des Lebens undurchschaubar, voller Missverständnisse und dem Zufall überlassen ist. Die Figuren leben im Widerspruch zwischen diesem Ausgeliefertsein und dem mehr oder weniger ständigen Versuch, sich dagegen aufzulehnen." Besser lässt sich ihr Film eigentlich nicht beschreiben, er ist die exakte Visualisierung dieser Idee, die freilich nur einen begrenzten Personenkreis dazu animieren wird, sich dieses doch wie aus dem Leben gegriffene "Kunstprodukt" anzusehen.
Autor/in: Holger Twele, 01.09.2004