In der Fortsetzung von
Twilight - Biss zum Morgengrauen (Catherine Hardwicke, USA 2008) ist der Status Quo zwischen der Schülerin Bella und dem schönen Vampir Edward unverändert. Bella will, dass ihre große Liebe sie beißt, damit sie an seiner Welt teilhat, was Edward mit buchstäblich zusammengebissenen Zähnen verweigert. Nach einem blutigen Zwischenfall bei einer Feier zu Bellas 18. Geburtstag verlässt er sie, um sie vor seinesgleichen zu schützen. Bella versinkt in eine mehrmonatige Depression, aus der ihr nur ihr Jugendfreund Jacob heraushilft. Doch sie muss entdecken, dass Jacob Teil eines Werwolf-Clans, den Todfeinden von Vampiren, ist. Als Edward vom vermeintlichen Tod Bellas erfährt, will auch er nicht mehr leben.
Die zweite Verfilmung von Stephenie Meyers weltweit erfolgreicher Vampirsaga ist noch stärker auf die Hauptzielgruppe junger Mädchen zugeschnitten. Die Actionszenen sind spärlicher und unblutiger;
Special Effects-Schauwerte gibt es nur im Werwolf-Vampir-Gerangel. Mit ambitionierter innerer
Montage – Szenenwechsel ohne erkennbare Schnitte – bemüht sich die Inszenierung hingegen um eine poetische Darstellung von Bellas Liebeskummer. Der rote Faden der von Todessehnsucht durchzogenen Handlung samt dem angedeuteten Selbstmord Bellas verläuft entlang Shakespeares Drama
Romeo und Julia. Mit seiner Konzentration auf das pubertäre Zögern und den Weltschmerz seiner zwischen zwei komplizierten Verehrern hin- und hergerissenen Protagonistin vollzieht der konventionelle Film zugleich die Stimmungslage seines jungen Publikums nach.
In der filmpädagogischen Arbeit kann unter anderem auf die Subtexte des Films eingegangen werden. So ist die oberflächliche Botschaft der mormonischen Autoren auch im zweiten Teil unverändert konservativ: Am Ende verspricht Edward, Bella zu beißen, wenn sie die Schule abgeschlossen und er sie geheiratet hat. Dass Vampirismus hier eine Metapher für Entjungferung und unehelichen Sex ist, kann ebenfalls diskutiert werden. Auch ein medienübergreifender Vergleich zur literarischen Vorlage, zu Trivialliteratur im allgemeinen und zu klassischer Phantastischer Literatur bietet sich an. Zudem ist die Identifikationsfigur Bella trotz ihrer Melancholie keine passive, ängstliche Heldin: Sie rettet Edward, ohrfeigt einen Werwolf und hält als still rebellische Außenseiterin sowohl Beschützer/innen als auch Gegner/innen auf Trab. So können auch die schillernden Rollenmodelle für anregende Diskussionen sorgen.
Autor/in: Birgit Roschy, 25.11.2009
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