13 Jahre nach seinem Welterfolg Der mit dem Wolf tanzt wagt sich der zweifache Oscar-Preisträger Kevin Costner wieder in den Wilden Westen. Als Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller legt er diesmal ein episches Western-Drama vor, das dem Mythos des freien Cowboy-Lebens in den Weiten der Prärie nachspürt. Costner spielt in seiner dritten Regiearbeit den wortkargen Viehtreiber Charley, der für den erfahrenen Boss Spearman seit zehn Jahren Rinder über freies Weideland treibt. Unterstützt werden sie von dem schwergewichtigen Koch Mose und dem 16-jährigen mexikanischen Waisenjungen Button. Als sie 1882 die Weidegründe des neureichen Groß-Ranchers Baxter streifen, der in dem Dorf Harmonville ein strenges Regiment führt, versucht dieser, das Quartett zu vertreiben. Denn Baxter hasst mit grenzenloser Wut diese so genannten Freegrazer, die vom Land leben, aber selbst keines besitzen. Als Mose überfallen und erschossen wird, nehmen Boss und Charley den Kampf um ihre Existenz auf und starten einen Rachefeldzug. – Costner erhebt nicht den Anspruch, das klischeebeladene Western-Genre neu zu erfinden; in einer fast altmodisch geradlinigen Inszenierung mit einigen Längen variiert er vielmehr die Standards und setzt nur sparsam neue Akzente. Selten zuvor etwa wurde das harte Leben der Viehtreiber unter den Wettereinflüssen so desillusionierend gezeigt wie in Open Range , selten die Saloons und Wohnungen der einfachen Pionierstädtchen so sorgfältig und detailbeflissen bis hin zu den Jalousien aus Ölpapier rekonstruiert. Für großes Kino-Feeling sorgen die vorzüglich fotografierten Landschaftspanoramen in British Columbia und die zurückhaltende, aber wirkungsvolle Musik. Die tödliche Herausforderung durch den Großrancher, aber auch der leise Charme einer lebensklugen Krankenschwester setzen eine dramatische innere Entwicklung des Männer-Duos in Gang: Sie brechen ihr Schweigen über lange verschüttete Traumata, ziehen in einen fast aussichtslosen Kampf gegen die Tyrannei und für Gerechtigkeit und finden am Ende aus ihrer selbst gewählten Isolation in die Zivilisation zurück.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.01.2004