Wendy Darling ist ein Mädchen mit übersprudelnder Fantasie: Begeistert erzählt sie ihren beiden jüngeren Brüdern täglich neue Geschichten, durchlebt mit ihnen eine Welt voller Abenteuer und Schwertkämpfe. Kein Wunder, dass die Eltern überglücklich sind und den Kindern ihren Freiraum lassen, bis auf den Tag, als Wendys Tante findet, das Mädchen müsse endlich erwachsen werden und sich den Anforderungen der traditionellen englischen Gesellschaft anpassen. Das ruft Peter Pan auf den Plan, den Jungen, der nie erwachsen werden möchte und Wendys heimlicher Zuhörer war. Er entführt die drei Kinder in sein Reich der Fantasie. Dort müssen sie sich gegen Käpt'n Hook, einem schrecklichen Freibeuter der Meere, zur Wehr setzen, der mit Peter Pan noch eine offene Rechnung zu begleichen hat. – Regisseur P.J. Hogan ging das Wagnis ein, das bereits mehrfach verfilmte klassische Märchen erstmals seit der Stummfilmzeit als Realfilm mit echten Darstellern/innen zu realisieren, wobei ihm die neuen Möglichkeiten der Computeranimation wenigstens die technischen Probleme erleichterten. Was im Trickfilm allerdings noch vergleichsweise harmlos aussieht, gewinnt in einer Realverfilmung eine ganz andere Dimension, denn die Kinderbande um Peter Pan hat, ähnlich wie Harry Potter in einer ganz anderen Welt, eben auch gegen Bösewichte, in diesem Fall erwachsene Piraten, zu kämpfen. Und die sind nicht gerade zimperlich, denn sie trachten den Kindern, technisch perfekt inszeniert, nach dem Leben. Das ist nicht ganz so harmlos wie Pippi Langstrumpf und die Seeräuber und in einigen Szenen erinnert der Film gar an Herr der Fliegen , der für kleine Kinder ebenfalls eher ungeeignet ist. So wird entweder die FSK den Film nur unter Schnittauflagen freigeben oder das angesprochene Zielpublikum der Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren wird ausgeschlossen. Sieht man von dieser Problematik des Jugendschutzes ab, ist der Film spannend von Anfang bis Ende und absolut professionell gemacht. Positiv zu vermerken ist schließlich, dass zumindest in der Originalfassung die im Stoff angelegten Grundthemen, also die Ambivalenz des Erwachsenwerdens, die oftmals fantasietötenden Erziehungsstile der Erwachsenen und die Tragik, die in der Figur des Peter Pan steckt, nicht einfach weggebügelt worden sind.
Autor/in: Holger Twele, 01.04.2004