Wie viele andere Kinder aus ärmlichen Dörfern in Tunesien war auch Omrane als Hausdiener bei wohlhabenden Familien in Tunis beschäftigt, um für den Lebensunterhalt seiner Familie beizutragen. Die harte Arbeit, die häufigen Demütigungen und die sexuellen Übergriffe der Erwachsenen haben ihn einsam und verbittert gemacht. Als Erwachsener verdient er sich nun seinen Lebensunterhalt, indem er junge Mädchen aus seinem Heimatdorf als Hausangestellte nach Tunis vermittelt. Allerdings verbürgt sich für die Sicherheit der ihm anvertrauten Kinder und Frauen und sorgt sich um sie. Wie die erst neunjährige Feddah, die ihm neu anvertraut wird, reiste vor vielen Jahren auch Rebeh mit ihm in die Stadt. Als sie vom Hauspatron unfreiwillig geschwängert wird, flieht Rebeh und wendet sich hilfesuchend an Omrane. – Der tunesische Filmemacher Nouri Bouzid, der seine Karriere als Regieassistent von Steven Spielberg begann, hat mit Puppen aus Ton ein in vielen arabischen Gesellschaften brisantes Thema aufgegriffen. Mit teils sehr poetischen, teils realistischen Bildern schildert er das starke Gefälle zwischen Reichen und Armen in seinem Land, das in der Ausbeutung der Frauen als billige Arbeitskraft und als Sexualobjekt noch eine weitere gesamtgesellschaftliche Komponente bekommt. Für westliche Verhältnisse wirkt die Darstellung der Männer als primitive Lüstlinge und ihrer sozialen Rollen bis auf ganz wenige Ausnahmen etwas klischeehaft, auch deutet der Film manche Entwicklung der Figuren nur sehr vorsichtig an und einige Nebenfiguren werden im Fortgang der Handlung vernachlässigt. Von solchen Details abgesehen, besticht Bouzids Werk neben seiner thematischen Brisanz durch glaubwürdige Darstellerleistungen, einfühlsame Bilder und faszinierende Einblicke in eine Welt, die sonst auch der Kamera verborgen bleibt.
Autor/in: Holger Twele, 01.09.2004