David La Chapelle ist bisher vor allem durch Mode- und Starfotografien und seine Videoclips mit modernen Pop-Ikonen bekannt geworden. In seinem ersten Dokumentarfilm nimmt er ein international bisher wenig beachtetes kulturelles Tanz-Phänomen unter die Lupe, dass sich bei den Jugendlichen in den Schwarzen-Ghettos von Los Angeles entwickelte und Elemente der afrikanischen Stammestänze mit irrwitzig schnell ausgeführten akrobatischen Einlagen verbindet. Aus der 1992 entstandenen Form des "Clowning" entstand das "Krumping" der heutigen Kids. Der Film taucht zunächst ein in diese bisher wenig bekannte Subkultur, zeichnet ihre historische Entwicklung nach und verweist vor allem auf die soziale Komponente dieser inzwischen breit gefächerten Jugendkultur. Noch vor wenigen Jahren kam es zu oft tödlich endenden Bandenkriegen zwischen jugendlichen Schwarzen in den sozialen Brennpunkten der kalifornischen Großstadt. Auch wenn diese Gefahr nicht gebannt ist, wie der Film ebenfalls zeigt, haben es viele der Jugendlichen geschafft, ihre aus Elend und Chancenlosigkeit entstandenen Aggressionen in einer künstlerischen Ausdrucksform zu sublimieren. Sie haben damit weitaus bessere Chancen zum Überleben. Der trotz einiger dramaturgischer Schwächen in der Montage faszinierende Film ist in seiner Rhythmik mitreißend. Zugleich stellt er ein wichtiges soziales Zeitdokument dar und verdeutlicht beispielhaft, dass die Spirale der Gewalt doch nicht so unausweichlich scheint, wie sie meistens dargestellt wird.
Autor/in: Holger Twele, 01.10.2005