Mohsen Taheri ist Sohn iranischer Einwanderer und soll einmal die Schlachterei übernehmen, die sein dominanter Vater in Köln betreibt. Doch Mohsen kann kein Blut sehen, seelische Entlastung sucht er deshalb beim "unmännlichen" Stricken. Als Mohsen aufbricht, um eine Ladung Schafe aus Polen abzuholen, strandet er im ostdeutschen Oberniederwalde und verliebt sich dort in die stämmige Automechanikerin Ana. Er verschweigt der Vegetarierin, dass er Sohn eines Metzgers ist, und gibt vor, aus einer Familie iranischer Textilfabrikanten zu stammen. Das spricht sich im Städtchen schnell herum, denn schließlich war Oberniederwalde einmal die Hochburg der DDR-Textilindustrie. Vor allem Anas Vater, der der still gelegten VEB-Hemdenfabrik nachtrauert, erhofft sich für den Ort ein Comeback in der Bekleidungsindustrie.
Salami Aleikum ist eine kurzweilige Komödie, die sich mit allen möglichen Vorurteilen und Klischees auseinandersetzt. Dabei beschränkt sich der Film keineswegs auf den Culture-Clash-Faktor zwischen Deutschen und Iranern/innen, sondern dekonstruiert auch die Beziehungen zwischen Ost- und Westdeutschen, zwischen Frauen und Männern und zwischen Eltern und Kindern. "Ein Ausländer ist immer noch besser als ein Wessi!", entgleitet es etwa Anas Eltern, als sie Mohsen kennenlernen. So schablonenhaft das Drehbuch zum Teil wirkt, so beeindruckend und speziell ist die visuelle und
tricktechnische Umsetzung, die stets zum Tragen kommen, wenn Fantasie und Träumereien mit den Figuren durchgehen. Das erinnert in den besten Momenten sogar an Jean-Pierre Jeunets
Die fabelhafte Welt der Amélie (Le fabuleux destin d'Amélie Poulain, F 2001). Regisseur Ahadi spielt dabei wiederholt mit verschiedenen filmischen Stilelementen, integriert etwa
Animationsfilme, orientalische
Musik oder Tanzszenen à la Bollywood.
Salami Aleikum behandelt Themen wie Ausländerfeindlichkeit, Migration und innerdeutsche Schwierigkeiten, aber auch das Recht auf kulturelle Identität und plädiert mit seinem märchenhaften Ende für ein tolerantes Zusammenleben. Zudem nimmt der gebürtige Iraner Ahadi jegliche Form von Nostalgie aufs Korn: hier die Ostdeutschen, die sich den Sozialismus zurückwünschen, dort der iranische Vater, der sein Heimatland zu Zeiten des Schahs verklärt. Im Unterricht kann der Film ferner Ausgangspunkt sein, um kulturelle und geschlechtsbezogene Vorurteile und Stereotype zu diskutieren. Aufgrund seiner experimentierfreudigen Machart lassen sich anhand von
Salami Aleikum zudem Einsatz und Wirkung von filmischen Gestaltungsmitteln analysieren, auch im Vergleich zu dem bereits erwähnten Film von Jean-Pierre Jeunet oder zu Michel Gondrys
Science of Sleep – Anleitung zum Träumen (The Science of Sleep, GB 2006).
Autor/in: David Siems, 22.07.2009
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