Jae-Young und Yeo-Jin, zwei koreanische Schülerinnen mitten in der Pubertät, wollen nach Europa. Um das Geld für die weite Reise aufzutreiben, schläft Yeo-Jin mit älteren Männern, die im Internet sexuelle Kontakten zu jungen Mädchen suchen. Eine Weile geht das gut, bis eines Tages Yeo-Jin bei einer Polizei-Razzia flüchtet und dabei tödlich verunglückt. Um sich von ihrer Schuld und ihrem schlechten Gewissen rein zu waschen, schläft fortan Jae-Young mit den Freiern ihrer Freundin und gibt ihnen das Geld zurück. Als ihr allein erziehender Vater, ein Polizist, zufällig dahinter kommt, verfolgt und bedroht er die Männer und bringt schließlich einen von ihnen um, ohne die Motive der Tochter zu kennen. Der Kreislauf von Schuld und Sühne beginnt erneut, gerade als der Vater versucht, die Beziehung zu seiner Tochter zu erneuern. – Kim Ki-Duk besitzt einen scharfen Blick für die Perversitäten der (koreanischen) Gesellschaft und die Fähigkeit, sie in seinen Filmen bis zum bittersten Ende zu erzählen. Schon in früheren Filmen wie The Isle , Bad Guy oder auch Frühling, Sommer, Herbst und Winter ging es um Gewalt, Prostitution sowie um Schuld und Sühne. Keiner dieser Filme hat allerdings mit vergleichbarer Wucht und Schärfe Partei für die Opfer ergriffen und wie Samaria (sexuelle) Gewalt verurteilt, im Gegenteil: In Bad Guy wurde sie sogar noch bagatellisiert. Da verliebte sich eine Frau, die gegen ihren Willen zur Prostitution in einem Bordell gezwungen wurde, am Ende noch in ihren Peiniger. Samaria hingegen richtet einen wütenden, entlarvenden Blick auf die Täter, vermeintlich brave Familienväter und Biedermänner. Dass gerade ein Polizist in Selbstjustiz den einzigen Ausweg sieht, ist bittere Ironie. Gleichwohl zeigt der Regisseur auch deutlich Verständnis für diese problematische Form der Selbsthilfe.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.12.2004