Nach dem Unfalltod ihres Ehemanns beschließt die Schriftstellerin Elisabeth trotz der Existenz dreier Kinder, ihrem Geliebten in den Tod zu folgen. Sie macht sich allein auf den Weg nach Lappland, wo sie ihrem Mann vor Jahren zum ersten Mal begegnete. Mitten in der tief verschneiten Landschaft stößt sie auf einen Einsiedlerhof und entdeckt im Schnee die tief gefrorene Leiche einer alten Frau. Im Haus findet Elisabeth Unterlagen über das bewegte und bewegende Leben dieser Frau namens Ina. Von ihrem übermächtigen Vater jahrelang geschlagen und sexuell missbraucht, verliebte sich Ina einst in den zugereisten Pferdehirten Aron, der selbst ein dunkles Geheimnis in sich trug. Aus der Liebesgeschichte zwischen Ina und Aron schöpft Elisabeth neuen Lebensmut und kehrt schließlich zu ihren Kindern zurück. – Nichts in diesem Film über Sehnsucht, Liebe und Tod inmitten einer grandiosen urwüchsigen Landschaft, die zum Spiegel der Seele aller Protagonisten/innen wird, sollte dem Zufall überlassen bleiben, alles sei gewollt, erklärte Regisseur Hans W. Geißendörfer. Das ist dem Ergebnis anzumerken, leider überdeutlich, denn alles wirkt ein Stück zu gewollt, zu sehr mit Bedeutung aufgeladen. Geißendörfer scheint seiner Geschichte, den Bildern und in erster Linie wohl den potenziellen Zuschauenden nicht ganz zu trauen. Kunstvoll hat er alles bis ins Detail in Szene gesetzt, die wenigen schönen und die vielen tragischen, die brutalen, gewaltsamen, menschlich erniedrigen Momente, die Seelenqualen der leidenden Menschen. Die symbolisch ohnehin schon etwas überfrachteten Bilder, mal sehr poetisch, dann wieder hyperrealistisch komponiert, und die beiden sich überlagernden Frauen-Geschichten selbst könnten für sich stehen, doch stattdessen fallen immer wieder bedeutungsschwere, monologisierende Sätze. Das ist theatralisch wie in einem Kammerspiel, nur spielt der Film inmitten einer offenen, fast menschenleeren Landschaft. So wirken weder Elisabeths Umgang mit ihrem Leben und dem möglichen Tod noch Inas schmerzhafter Emanzipationsprozess nach jahrelangem Missbrauch oder das bedeutungsvoll nickende, aber passive Verhalten der Bevölkerung besonders glaubhaft.
Autor/in: Holger Twele, 01.01.2005