Ein schöner Körper gilt heute vielen Menschen als erstrebenswertes Ideal. Die ästhetische Chirurgie bietet scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten, das Aussehen ohne Anstrengung zu perfektionieren. Carolin Schmitz erforscht in ihrem Dokumentarfilm Schönheit die unzähligen Wege, der Natur mit dem Skalpell und Spritzen ein Schnippchen zu schlagen und stellt fest: Nichts ist unmöglich, wenn Geld keine Rolle spielt. In Gesprächen mit Menschen, die sich für die Schönheit unters Messer gelegt haben, erfährt sie aber auch, dass das Verlangen nach Schönheit auch eine Sucht sein und das "Projekt Körper" nie als vollendet gelten kann.
Carolin Schmitz hat für jede/n ihrer Gesprächspartner/innen einen eigenen filmischen Raum entwickelt: Gedreht wurde in der tatsächlichen Lebensrealität der Porträtierten. Die Kamera nimmt opulente Couchlandschaften und glänzende Karosserien ins Bild. Die Kombination materieller Statussymbole und getunter Körper macht überdeutlich, welch' große Rolle die Oberfläche hier spielt. Die Befragten sprechen sehr offen, fast professionell über ihre Operationen. Ihre Aussagen bleiben kommentarlos stehen und können nachwirken. Allein die präzise gestalteten Interviewsituationen deuten subtil darauf hin, dass es den Operierten letztlich nicht nur um ihr Aussehen geht. Ihr Ziel ist Perfektion. Der Zufall, das wird in diesem eleganten, manchmal beängstigend kalten Film deutlich, hat in ihren Lebensplänen keinen Platz.
Das Diktat der Schönheit hat Jugendliche schon immer beeinflusst, doch nie war das Ideal so unerfüllbar wie heute. Wo Medien mit Model-Träumen Quote machen, denken schon Kinder daran, sich unters Messer zu legen, um "Idealmaße" zu erreichen. Schönheit, das macht dieser Film sehr deutlich, ist für viele längst nicht mehr Ansichtssache, sondern eine normierte Konvention, die ihnen als Indikator für soziale Stellung, geistige Kapazitäten und ökonomische Potenz einer Person dient. In diesem Zusammenhang regt der Film dazu an, mit den Schülern/innen über Schönheitsideale zu diskutieren und ihre Ursprünge zu analysieren. Durch Figurenporträts der Protagonisten/innen können die subtilen Botschaften hinter ihren Äußerungen im Unterricht herausgearbeitet werden. Im Biologieunterricht kann auf die gesundheitlichen Folgen von Schönheitsoperationen eingegangen werden. Ferner können gängige Annahmen, etwa, schöne Menschen hätten es im Leben einfacher, hinterfragt werden.
Autor/in: Luc-Carolin Ziemann, 01.10.2012
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