Schultze ist seit vielen Jahren Kali-Bergarbeiter in einem kleinen Ort in Sachsen-Anhalt. Seine Freizeit verbringt der korpulente Mann im Schrebergarten oder mit seinen Freunden in der Kneipe. Das ereignisarme Leben nimmt eine überraschende Wende, als Schultze und seine Kumpels Manfred und Jürgen in den Vorruhestand geschickt werden. Während die anderen in Lethargie versinken, entdeckt Schultze, dass es hinter dem tristen Alltag noch andere Dinge gibt. Der geübte Akkordeonspieler wird von seinem Heimatverein schließlich nach Amerika geschickt, um an einer Jubiläumsveranstaltung der Volksmusikszene teilzunehmen. In den Sümpfen von Louisiana entdeckt Schultze seinen "Unruhestand", entlockt seinem Akkordeon ganz "undeutsche" Klänge und begegnet vielen interessanten Menschen, aber auch dem Tod. – Zu Beginn wirkt der Film fast wie ein stilles und mit dokumentarisch geschultem Blick beobachtetes Sozialdrama über Arbeitsplatzverlust und Vorruhestand in den neuen Bundesländern. Der lakonische Erzählstil und der Situationswitz, der sich aus den absurden Situationen der ihrer Alltagsroutine beraubten Männer ergibt, lassen aber schon ahnen, dass Regisseur Michael Schorr sich nicht auf eine deutsche Tragödie beschränken wollte. In der zweiten Hälfte entwickelt sich sein Film dennoch überraschend zu einem "amerikanischen" Roadmovie, bei dem nicht nur Schultze auf seinen Bootsfahrten durch die Sümpfe von Louisiana eine Entwicklung durchläuft. Auch die Daheimgebliebenen, kontinuierlich per Postkarte über die Abenteuer und Bekanntschaften ihres alten Kumpels informiert, beginnen ihren Alltag mit anderem Blick zu sehen und am Ende findet sogar ein echter Austausch zwischen beiden "Welten" statt: Deutsch-amerikanische Freundschaft, einmal ganz unideologisch und unverkrampft ins Bild gerückt.
Autor/in: Holger Twele, 01.04.2004