Ein Blick zurück in die gar nicht verstaubte Londoner Theaterwelt des 17. Jahrhunderts: Frauenrollen werden traditionell von Männern gespielt, bis die scheinbar loyale Garderobiere Maria des Desdemona-Stars Edward 'Ned' Kynaston sich mutig über alle Hindernisse hinwegsetzt und in dem Kostüm des Mimen in einer dubiosen Schenke auf der kleinen Bühne glänzt. Als dieses unschickliche Benehmen an den Tag kommt, entscheidet der theaterbegeisterte neue König Charles II auf Druck seiner Mätresse, dass nur noch echte Frauen diese verkörpern sollen. Für Maria bedeutet das eine große Chance, für Ned quasi das Ende der Karriere. – Richard Eyre, bestens vertraut mit der Theaterwelt und außerdem noch Regisseur von zwei Othello-Inszenierungen, stellt die Suche nach Identität in den Mittelpunkt seines Films. Ein schöner Mann verliert alles was er hat, Freunde, Anerkennung, Arbeit, ausgerechnet durch die Frau, die ihn insgeheim liebt und verehrt. Aus dem in Ansätzen überlieferten Stoff entwickelt Eyre eine fiktive Handlung. In der Figur des männlichen Charakters komprimiert er die Geschichte des Theaters und der Schauspielerei. Stage Beauty ist gleichzeitig eine vergnügliche Love-Story, in der die Grenzen zwischen unterschiedlichen sexuellen Orientierungen verschwimmen. Ein exzellentes Ensemble mit den Amerikanern Billy Crudup und Claire Danes in den Hauptrollen, scharfzüngige Dialoge, Esprit, Charme und frivoler Witz machen den Film, der das Ende offen lässt, zum Genuss.
Autor/in: Margret Köhler, 01.09.2005