Der unerfahrene Berliner Polizeischaulabsolvent Marc und der verschlossene Hauptkommissar Minks stehen im Leichenschauhaus vor einem mysteriösen Fall. Die verkohlte Leiche einer verstümmelten jungen Frau bringt die beiden ungleichen Partner auf die Spur einer grauenhaften Serie von Morden, die eines gemeinsam haben: Allen Opfern wurden große Stücke ihrer Haut mit außergewöhnlichen Tätowierungen entfernt. Bei ihren Ermittlungen finden Minks und Marc Hinweise auf ein kriminelles Netzwerk, das vor nichts zurückschreckt, um die Obsessionen perverser Sammler zu befriedigen. – Gleich mit seinem Regiedebüt legt der 32-jährige Drehbuchautor Robert Schwentke, der bisher drei Drehbücher zu "Tatort"-Krimis geschrieben hat, einen erstaunlich stilsicher inszenierten Genrefilm vor. Sein düsterer Horror-Krimi ist mit seinen konsequent unterkühlten Nachtbildern sehr spannend erzählt und mit August Diehl, Christian Redl und Nadeshda Brennicke exzellent besetzt. Besonders gelungen ist die Darstellung der gegenläufigen Entwicklung der beiden Hauptfiguren: Während das Greenhorn Marc notgedrungen immer abgebrühter wird, erweist sich der scheinbare Zyniker langsam seelisch erschüttert und zunehmend verwundbar. Die gebrochenen Charaktere, die vergeblich nach Erlösung suchen, könnten geradezu einem Werk der Film Noir-Reihe entsprungen sein. Der in seiner atmosphärischen Dichte an den Schocker Das Schweigen der Lämmer erinnernde Thriller setzt seine Schreckeffekte pointiert ein, beutet das blutrünstige Thema aber nicht zu vordergründiger Effekthascherei aus. Auch wenn der Handel mit künstlerisch wertvollen, menschlichen Tattoos nur erfunden, aber durchaus denkbar ist, lassen sich Parallelen zum organisierten Organ- und Menschenhandel der Realität ziehen.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.04.2002