Im US-Bundesstaat Ohio liefern sich die Politiker Tom Duffy und Mike Morris ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Vorwahlen, die als entscheidend für die US-Präsidentschaftswahl gelten, stehen kurz bevor und ihnen bleibt nicht mehr viel Zeit, die Gunst der Wählerinnen und Wähler zu gewinnen. Im Team des charismatischen Demokraten Morris arbeitet auch Stephen Meyers, ein junger Mann voller Idealismus, für den Loyalität und Aufrichtigkeit viel bedeuten. Gerne würde er Morris im Weißen Haus sehen. Selbst die Jobangebote der Konkurrenzpartei lehnt Stephen aus Überzeugung ab. Das Bild seines Vorbilds Morris aber zerbricht, als Stephen eine Affäre mit einer jungen Praktikantin beginnt. Sie weiß mehr über Morris.
In seiner vierten Spielfilm-Regiearbeit widmet sich George Clooney erneut dem Thema Politik. Die Adaption des Theaterstücks
Farragut North von Beau Willimon erzählt von dem rücksichtslosen Streben nach Macht und blickt hinter die Kulissen des Politikbetriebs. Zur Identifikationsfigur wird dabei vor allem Stephen. Seine Perspektive ist besonders interessant, weil er zu Beginn überzeugt ist von Morris, der seiner Meinung nach glaubwürdig moralische Werte in der Politik verkörpert. Doch Stephen verliert seine Illusionen je mehr er begreift, dass der schöne Schein trügt, die Versprechen, die während des Wahlkampfs gemacht werden, nur Taktik sind, und das perfekte Image des Kandidaten wichtiger als die Wahrheit ist.
The Ides of March zitiert in der Darstellung der Kampagne von Morris Bilder des letzten US-amerikanischen Wahlkampfs sowie Propaganda-Motive. Mit dem "Star-Spangled Banner", das immer wieder – oft auch in
Großaufnahme – im Bild zu sehen ist, und sich auch in der rot-blauen
Farbgestaltung spiegelt, beschwört der Film den Patriotismus, fordert aber zugleich auch zu Distanz und Kritik auf. Die spannend inszenierte Geschichte, in deren Verlauf Stephen immer mehr in Bedrängnis gerät und sich schließlich zwischen Opportunismus und Idealismus entscheiden muss, gibt einen interessanten Einblick in das US-amerikanische Wahlsystem. Vor allem jedoch bietet sie Anlass zur Diskussion über die Funktion der Medien, die realistischen Möglichkeiten einer ehrlichen Politik und die Schwierigkeit, die eigenen Ideale nicht zu verleugnen. Clooney entlässt sein Publikum mit einem unguten Gefühl. Gerade deshalb trägt sein Film auch über das Kino hinaus.
Autor/in: Stefan Stiletto, 08.12.2011
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