In Lausanne verdient der hochverschuldete Ex-Boxer Vincent sein Geld als Taxifahrer. Eines Tages verspricht eine mysteriöse Kundin namens Thelma ihm viel Geld, wenn er sie nach Kreta fährt. Dort wohnt ihr früherer Liebhaber, an dem sie sich rächen will. Vincent, der ständig Streit mit seiner Frau hat und seinen Sohn nur stundenweise sehen darf, geht auf das Geschäft ein. Unterwegs entdeckt er, dass die faszinierende Thelma nicht nur eine Frau, sondern auch ein Mann ist. Und Vater einer Tochter obendrein. – Dem Schweizer Regisseur Pierre-Alain Meier ist in seinem unprätentiösen Low-Budget-Film, der als schweizerisch-griechisch-französische Koproduktion entstand, eine vielschichtige Kombination aus Road-Movie und außergewöhnlicher Romanze gelungen. Für die Rolle der Titelheldin konnte er die attraktive Transsexuelle Pascale Ourbih gewinnen. Als sozial entwurzelter Vincent versteht es Laurent Schilling eindrucksvoll, die innere Verunsicherung durch die Infragestellung traditioneller Geschlechterrollen auf die Leinwand zu bringen. In sicherer Distanz zu spekulativen Untiefen lotet Meier in der gelegentlich etwas zu bedächtigen Erzählung das Spannungsverhältnis zwischen Selbstverwirklichung und Verantwortung, sexueller Identität und Selbstverleugnung aus. Zu der melancholischen Grundstimmung der sensiblen Inszenierung trägt die gefühlvolle Musik von Calexico maßgeblich bei.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.10.2002