Sommer 2010. Die deutsche Nationalmannschaft spielt unerwartet begeisternden Fußball bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika, geprägt von Spielern, die Namen tragen wie Sami Khedira, Mesut Özil, Cacau oder Jerome Boateng. Im heimischen Deutschland verliebt sich eine ganze Nation in diese multikulturelle "Transnationalmannschaft“. Filmemacher Philipp Kohl geht in den WM-Wochen der Frage nach: Wie steht es um die im Fußball vorgelebte Integration in einem Viertel wie Mannheim-Jungbusch, in dem mehr als 60 Prozent der Menschen einen Migrationshintergrund besitzen?
Strukturiert von den WM-Spielen, untermalt von einem
Soundtrack aus frenetischen Kommentaren der Fernsehreporter/innen, begibt sich der Film auf Bolzplätze und in Fußball-Kneipen, zeigt die feiernden Fans aber auch triste Stadtlandschaften und
Totalen von blutroten Sonnenuntergängen über Hafen und Industriegebieten. Einen Lebensmittelhändler aus Afghanistan, die Polizistin mit serbischen Wurzeln, den Studenten aus dem Iran, den deutschen Verleger oder den türkischen Rechtsanwalt – sie alle lässt Kohl von ihrem Verhältnis zu Deutschland erzählen. So wird Jungbusch zum Mikrokosmos, in dem die Vision "Multikulti" längst gelebt wird. "Hier ist immer etwas los, egal wer spielt. Weil alle Nationalitäten vertreten sind", sagt die Kellnerin Yesim, die einen griechischen Vater und eine türkische Mutter hat, aber ganz genau weiß: "Heimat ist da, wo ich mich wohl fühle."
Ausgehend von
Transnationalmannschaft kann im Unterricht diskutiert werden, was schon während der WM-Wochen 2010 im Zeitungsfeuilleton immer wiederkehrendes Thema war: Kann die deutsche Fußball-Nationalmannschaft Vorbild sein für die ganze deutsche Gesellschaft? Ist die DFB-Auswahl bereits Abbild einer Realität oder kann sie womöglich zum Motor werden für eine noch zu leistende Integration? Auch wenn der Film die Wirklichkeit bisweilen allzu harmonisch zeichnet, bietet das Porträt des Mannheimer Stadtteils Jungbusch in den Fächern Politik und Sozialkundekunde zudem gute Anknüpfungspunkte, um drängende gesellschaftliche Fragen und Debatten zu diskutieren: Was bedeutet Integration? Ist Zuwanderung eine "Belastung" oder doch eher Bereicherung?
Autor/in: Thomas Winkler, 30.05.2011
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Weitere Texte finden Sie mit unserer Suchfunktion.