Drei Behinderte schlagen der autoritären Heimleitung ein Schnippchen und unternehmen auf eigene Faust einen Ausflug nach Paris. Dort gewinnen sie neue Freunde, haben viel Spaß und erleben Abenteuer. Nur mit List gelingt es dem Heimleiter, die Flüchtlinge wieder nach Hause zu locken. – Verrückt nach Paris ist ein sensibles Porträt dreier Persönlichkeiten, die mutig, clever und selbstbewusst genug sind, mehr Respekt und Lebensqualität einzufordern und unter Beweis zu stellen, dass sie mehr vermögen, als man ihnen zutraut. So gesehen übt der Film auch Kritik an den Heimen, in denen behinderte und alte Menschen verwaltet, aber nicht individuell betreut werden. Doch nicht dieses Thema ist das Spektakuläre an diesem Erstlingswerk, zumal die Handlung an andere, thematisch ähnliche Filme wie Nikolaus Leytners skurrile Moritat Drei Herren oder Michael Günthers Komödie Der Pfingstausflug erinnert, in denen sich ebenfalls Heimbewohner selbstständig machen. Faszinierend sind vielmehr die Protagonisten. Die Regisseure haben immerhin theatererfahrene Laien vor die Kamera geholt, die mit entwaffnendem Charme, natürlicher Ausstrahlung, Spontaneität und Selbstironie mehr oder weniger sich selbst spielen. Alle anderen "normalen" Figuren wiederum sind mit professionellen Schauspielern besetzt. Insofern sind die Grenzen zwischen Spiel- und Dokumentarfilm fließend.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.09.2002