Ende des Jahres 1945 kündigt ein junger Schriftsteller aus Schweden seinen Job bei einer Zeitung und steigt kurz vor Weihnachten in einen Zug nach Berlin, um die Gunst der Stunde zu nutzen und den Menschen in Mitteleuropa behilflich zu sein. Mit im Zug befinden sich ein dienstbeflissener Schaffner, ein Weihnachtsmann, ein Arzt, der mit seiner Geliebten seine jüdische Ehefrau umbringen möchte, eine ältere Dame, zwei schwule Männer, die in einer "Herr und Knecht"-Beziehung gefangen sind, sowie ein Krankentransport mit halb verhungerten Flüchtlingen nebst zwei katholischen Schwestern als Reisebegleitung und ein verletzter Soldat, der ungeachtet allen Missgeschicks nicht aufgibt, an das Positive zu glauben. – Getreu dem im Film zitierten Motto des Philosophen Ludwig Wittgenstein, dass nicht alles notwendigerweise das sei, was es zu sein scheint, ist auch in dieser absurden Komödie und auf dieser Zugfahrt alles anders, als man auf den ersten Blick meint. In strengen Schwarzweißbildern, mit rabenschwarzem Humor, einem mit Wortwitz und Situationskomik reich ausgestatteten Drehbuch, mit glänzend geführten und brillant agierenden Darstellern/innen hat der schwedische Regisseur Peter Dalle eine "mörderische" Komödie inszeniert, die ihresgleichen sucht. Jenseits der political correctness und des so genannten guten Geschmacks entfaltet sich in den geschlossenen Räumen des fahrenden Zuges ein filmisches Universum, das von moderat modernisierten Variationen des Slapsticks über die "sophisticated comedy" eines Ernst Lubitsch bis zum beißenden Wortwitz der Marx-Brothers reicht und doch keineswegs antiquiert wirkt, obwohl der Film 1945 spielt und mit den Tabus jener Zeit spielt. Der filmische Leckerbissen erhielt 2004 bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck sowohl den höchstdotierten NDR-Förderpreis als auch den Publikumspreis.
Autor/in: Holger Twele, 01.02.2005