Der blinde Kunstkritiker Bruno und der trinkfeste Zyniker Anatol hausen in einem ausrangierten Bauwagen. Als Bruno mit dem Fahrrad den jungen Ludwig über den Haufen fährt, nimmt er den leicht Verletzten mit und kriegt ihn nicht mehr los. Denn Ludwig hat gerade seinen Job als Totengräber verloren und kennt außer dem Wiener Zentralfriedhof mit seinen Toten relativ wenig vom Leben. Das Trio steht gegen den Rest der Welt, Ludwig wird wegen seines "Zweiten Gesichts" von der Presse zum Messias hochgejubelt, auch die Liebe lässt nicht auf sich warten. Aber in jeder Glückssträhne gibt es auch einen Wehmutstropfen. – Mit Vienna gelang Peter Gersina ein herzerwärmender Film über Freundschaft, Liebe, Sexualität und Tod, über Randexistenzen, die dem Schicksal ein Schnippchen schlagen. Die Geschichte funktioniert nicht nur wegen der "typisch Wiener" Atmosphäre von Vergänglichkeit, sondern vor allem wegen der Schauspieler. Axel Milberg, Max Tidof und Roman Knižka sind rundum gut. Wie bei einer echten Wiener Melange hat der Film die richtige Mischung getroffen.
Autor/in: Margret Köhler, 01.09.2002