Manchester, im Jahr 1975: Der jugendliche Sajid, Sohn eines pakistanischen Einwanderers und dessen irischer Ehefrau, fühlt sich zwar durchaus als Brite, erfährt durch Drangsalierungen in der Schule aber immer wieder aufs Neue, dass er ein "Paki" ist. Seinen Protest äußert Sajid durch wiederholtes Fernbleiben vom Unterricht und einer rebellischen Ablehnung der Werte seines patriarchalischen Vaters George. Dieser weiß keinen anderen Rat, als den Sohn mit nach Pakistan zu nehmen, um ihm seine kulturellen Wurzeln zu zeigen. In der alten Heimat treffen beide auf die enttäuschte erste Ehefrau Georges, die George verlassen hatte, um im europäischen Westen sein Glück zu suchen.
Mit einer eingängigen Erzählweise und viel
Musik übersetzt
West is West das autobiografisch gefärbte Drehbuch von Ayub Khan-Din in eine leichtfüßige Culture-Clash-Komödie. Wie bereits im erfolgreichen Vorgänger
East is East (Damien O'Donnell, Großbritannien 1999) stehen auch hier die Gefühle der Hauptfiguren im Zentrum, die der indische Filmstar Om Puri und der jugendliche Newcomer Aqib Khan einnehmend verkörpern. Ging es im ersten Teil noch um den (kulturell bedingten) Generations-Clash, steht in der Fortsetzung die Suche nach der kulturellen Identität im Vordergrund, wobei der Film die unterschiedliche Mentalität zwischen Okzident und Orient auch über die Bildgestaltung deutlich macht: Während in Manchester
Grautöne und Enge vorherrschen, dominieren in Pakistan bunte Farben und Aufnahmen weiter Landschaft.
Als wesentlicher Anknüpfungspunkt für eine Filmbesprechung im Unterricht erweist sich freilich das im Sohn manifeste Kernthema der kulturellen Zerrissenheit. Der in Großbritannien geborene Sajid weiß nicht einmal, wo Pakistan auf der Weltkarte liegt, und wird sich seiner pakistanischen Identität dennoch immer wieder bewusst – vergleichbare Erfahrungen von Mitschüler/innen oder eine Einbeziehung der deutschen Integrationsdebatte können die Problematik in einen breiteren gesellschaftlichen Zusammenhang stellen. Ebenfalls von Relevanz für eine schulische Auseinandersetzung ist die filmische Darstellung der verschiedenen Lebensrealitäten in Großbritannien und Pakistan, die allerdings nicht ohne Klischees auskommt.
Autor/in: Christian Horn, 07.05.2012
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