Warum wollen ihre Eltern sich scheiden lassen, wenn sie doch beide traurig darüber sind? Die neunjährige Yuki versteht das nicht. Zudem hat ihre Mutter ihr überraschend eröffnet, dass sie schon in wenigen Wochen gemeinsam mit ihr von Paris nach Japan, in ihr Heimatland, umziehen werden. Yuki aber will viel lieber bei ihrer Freundin Nina bleiben. Als sich auch Nina, ein Scheidungskind wie Yuki, mit ihrer Mutter streitet, beschließen die beiden Mädchen, von zu Hause wegzulaufen. Ihre Reise führt sie aus Paris heraus aufs Land, in einen dunklen Wald.
Mit seinem dokumentarischen Stil kommt der Film von Hippolyte Girardot und Nobuhiro Suwa seinen Personen sehr nahe. Wie ein stiller Begleiter bewegt sich die Kamera mit den Protagonisten/innen durch die engen Räume der Wohnungen. Während das Szenenbild mit einer blässlichen
Farbgebung fast steril wirkt, klingen die oft improvisierten Dialoge zwischen Yuki und ihrer Freundin sowie zwischen Eltern und Kindern lebensnah und eindringlich – ein Eindruck, der auch durch den Verzicht auf
nicht-diegetische Musik erreicht wird. Erst später, bei dem Ausflug in den Wald, bricht der Film mit diesem Realismus: Wie in einem Traum findet sich Yuki mit nur wenigen Schritten in einer japanischen Landschaftsidylle wieder. Das Mädchen hat sich den Plänen ihrer Eltern gefügt, denen sie ohnehin nichts entgegen setzen konnte.
Aus der Perspektive der beiden jungen Protagonisten/innen erzählt
Yuki & Nina eine Geschichte über Dinge, die Kinder nicht verstehen und Erwachsene nur schlecht erklären können. So traurig Yuki auch über die bevorstehende Trennung ist, so deutlich machen ihr beide Elternteile, dass sie keine Schuld trägt und die Liebe zu ihr nicht aufhören wird. Konsequent konzentriert sich der Film darauf, wie Yuki mit ihrer schwierigen Situation umgeht und wie sie durch ihre Fantasie und Vorstellungskraft Mut und Selbstvertrauen gewinnt. Entsprechend kann über ihre Figur stellvertretend über familiäre Trennungsängste und -folgen sowie deren Bewältigung gesprochen werden. Nicht zuletzt schneidet
Yuki & Nina das – oft unvermeidliche – Zerbrechen von Freundschaften an und bietet somit einen fruchtbaren Diskussionsanreiz, um mit den Schülern/innen eigene Erwartungen an Freunde/innen zu thematisieren.
Autor/in: Stefan Stiletto, 15.06.2011
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