Eine Reise zurück in die eigene Vergangenheit: Eine Postkarte des verhassten Vaters, der die Mutter vor vielen Jahren verprügelte und die Familie wenig später verließ, konfrontiert den Rap-Star Bushido während einer Tournee mit unbequemen Erinnerungen. Der Vater will ihn treffen, doch Bushido weigert sich. Auf den langen Fahrten über die Autobahn fallen ihm Bilder aus seiner Kindheit und Jugend ein: wie er in der Schule gehänselt wird und mit Gewalt zu seinem Recht kommen muss, wie er mit dem Drogendealen beginnt, weil dies ein gutes Geschäft ist, und wie die Beziehung zu einem Mädchen aus reichem Hause scheitert. Trotzdem zahlt sich sein raues Verhalten immer wieder aus: Bushido wird zum gefeierten Rap-Idol.
Seine steile Karriere hat Bushido 2008 als 30-Jähriger in einer Biografie festgehalten. Nun spielt er sich selbst in der Verfilmung seines Lebens. Die Rahmenhandlung der Tournee dient als erzählerische Klammer, um in zahlreichen
Rückblenden wichtige Stationen seines Lebens zu zeigen. Dabei setzen die Filmemacher schon durch Ausstattung und
Farbgestaltung auf eine überaus eindeutige und plakative Weltsicht, in der die weißen weiträumigen Häuser der Oberschicht neben engen und düsteren Wohnungen der Unterschicht stehen. Farce-ähnliche Darstellungen von Nebenfiguren, wie etwa Uwe Ochsenknecht als Vater von Bushidos Freundin, untergraben die Authentizität des
Biopics ebenso wie der hölzerne Voice-Over-Kommentar, der beinahe den gesamten Film durchzieht. Authentisch wirkt der Film nur in jenen Szenen, in denen der Rapper auf der Bühne steht.
Aufgrund der mangelhaften Glaubwürdigkeit des Films eignet sich für eine Auseinandersetzung mit dem kontroversen Musiker, seiner Bedeutung und seinem Image im Schulunterricht eher andere Quellen: die Songs, die Videoclips und Konzertaufnahmen, aber auch die Biografie und die Medienberichterstattung. Davon ausgehend kann im Deutsch-, Musik- oder Kunstunterricht hinterfragt werden, wie angemessen oder treffend die filmische Inszenierung von Bushido als sensiblen Rüpel mit ausgeprägtem Familiensinn ist. Andererseits ist auch, etwa in Fächern wie Ethik oder Religion, die Frage nach dem Idolcharakter spannend. Denn Bushido trifft mit seiner Underdog-Mentalität den Nerv des Jugendalters, wenn er um seinen Platz in der Gesellschaft kämpft, rebelliert und sich nicht anpassen will. Wie sich diese Lebenseinstellung auch im Gangsta-Rap spiegelt, lässt sich im Musikunterricht aufgreifen.
Autor/in: Stefan Stiletto, 03.02.2010
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