Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet
Die Melodie des Meeres von Tomm Moore mit dem Prädikat "besonders wertvoll" aus. Magische Muscheln, Feenwesen und Hexen – Ben liebt die Geschichten der Lieder, die seine Mutter ihm vorsingt. Mit Vater Conor leben sie hoch oben im Leuchtturm an der irischen Küste. Wenn bald seine Schwester Saoirse auf die Welt kommt, können sie zusammen das Meer erkunden. Doch nach der Geburt ist die Mutter plötzlich verschwunden. Der Verlust trifft Vater und Sohn schwer und Ben kann nicht anders, als Saoirse die Schuld daran geben. Sie sucht trotzdem seine Nähe, nur gesprochen hat sie noch nie. Beide ahnen nicht, dass Saoirse eine Selkie ist. Wie ihre Mutter verwandelt sie sich im Meer zum strahlenden Robbenmädchen.
In der Jurybegründung heißt es: "Im heutigen Irland ist die keltische Mythologie, auf der die Tradition und Kultur des Landes basiert, an den Rand gedrängt. Und so existieren ihre halb vergessenen Fabelwesen nur noch in wenigen Zufluchtsorten wie dem Dekorationsbau in der Mitte eines Kreisverkehrs in Dublin, einem Brunnen oder einer verfallenen Steinhütte auf einem Feld. Und an der Küste, wo der kleine Ben mit seiner jüngeren Schwester und seinem Vater in einem Leuchtturm wohnt. Seine Mutter verlor er bei der Geburt der kleinen Saoirse, und auch darum ist er meist wütend auf das Mädchen, das kein Wort spricht und wie ein Klotz an seinem Bein hängt. Doch eines Nachts folgt sie den Rufen der Seehunde, schwimmt mit ihnen aufs Meer hinaus und verwandelt sich in eine kleine weiße Robbe, denn wie ihre Mutter ist sie eine Selkie, ein Wesen halb Mensch und halb Seehund. Als das kleine Mädchen nach diesem Ausflug erschöpft am Strand gefunden wird, besteht ihre Großmutter darauf, dass die beiden Kinder mit ihr zusammen nach Dublin fahren, weil es an der Küste zu gefährlich für sie ist. Und nachdem dann offenbart wird, dass Saoirise zurück ins Meer muss, weil nur sie als letzte Selkie die magische Welt vor dem Untergang bewahren kann, hilft Ben ihr mit viel Mut und Geschick.
Tomm Moore erzählt diese Geschichte aus der Perspektive des kleinen Ben heraus, der ganz im modernen Leben eines irischen Jungen verwurzelt scheint, Musik hört und mit seiner kleinen Schwester nichts anfangen kann. Nur langsam verwandelt sich die Welt vor seinen und unseren Augen in einen verzauberten Ort. Moore hat den Film in einem klaren, sehr poetischen Zeichenstil animiert, der wie ein Gegenentwurf zu den aufwendigen Computeranimationen aus Hollywood wirkt und eher an die Zeichentrickfilme des japanischen Ghibli-Studios erinnert, dabei aber der Ikonografie der keltischen Sagen mit feenartigen Frauen und bärtigen Männern treu bleibt. Moore erzählt mit einem skurrilen, sehr irischen Humor, wenn er etwa den großen mythischen Erzähler Seanchaí, dessen lange Haare aus Geschichten bestehen, als einen verfilzten Greis zeigt, der alles sofort wieder vergisst. Wie ein kleines Kind freut er sich über den geschenkten Walkman, den Ben angesichts der Wunderwelt, die er durchreist, nicht mehr braucht. Mit Ben und Saoirse als jungen Helden, die lernen, einander, ihrer eigenen Stärke und ihrer Fantasie zu vertrauen, ist dies ein sehr kindgerecht erzählter Familienfilm, der durch seine liebevolle und einfallsreiche Animation auch die Erwachsenen bezaubern kann. "
Eine vollständige Liste aller ausgezeichneten Filme befindet sich auf der Website der FBW.
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