In den Wäldern im Norden Kolumbiens leben 35 indigene Familien im abgelegenen Dorf Tamaquito von Ackerbau, Viehzucht, Jagd und Fischfang. Doch der größte Kohletagebau der Welt rückt immer näher. Die dort abgebaute Kohle wird größtenteils nach Europa exportiert. In zähen Gesprächsrunden mit dem Minenbetreiber, der im Auftrag internationaler Konzerne arbeitet, handelt der besonnene junge Dorfanführer Jairo ein Umsiedlungsabkommen aus, das den Bewohnern ein neues Dorf in 30 Kilometern Entfernung mit Strom und fließendem Wasser zusichert. Doch die Hoffnung auf ein besseres Leben in modernen Steinhäusern ist trügerisch. – Die Deutsche Film- und Medienbewertung zeichnet den Film
La buena vida - Das gute Leben von Jens Schanze mit dem Prädikat "besonders wertvoll" aus.
In der Jurybegründung heißt es: "Der Regisseur Jens Schanze – der für seinen 2001 auf 16mm gedrehten Debütfilm
Otzenrather Sprung über eine Dorfumsiedlung im rheinischen Braunkohlerevier den Adolf-Grimme-Preis erhielt – bezieht einmal mehr Position für die Opfer nationaler und internationaler Marktinteressen. Der einfühlsame Dokumentarfilm verzichtet dabei auf Voice-Over und erklärt die Zusammenhänge aus ihrer aktuellen Geschichte heraus. Mitfühlend begleitet er die Gemeinde und ihren Anführer Jairo Fuentes bei dem unausweichlichen Prozess ihrer Umsiedlung. Die Kamera ist mit dabei, wenn die Dorfbewohner sich versammeln, um Strategien im Kampf gegen ihre drohende Vertreibung zu diskutieren, oder wenn sich ihr Anführer mit den "Ältesten" berät, um friedliche Lösungen im ungleichen Interessenkonflikt zu finden. Dazwischen ertönen aus dem Off immer wieder aktuelle Radiomeldungen über militante Guerilla-Aktionen. Ebenfalls zu Wort kommt ein Sprecher des Cerrejón-Konsortiums, der stolz das Unternehmen präsentiert - inklusive der kleinen Villen mit Vorgärten für führende Grubenmitarbeiter. Als der Konflikt zwischen El Cerrejón und den Wayúu in einer gewaltsamen Räumung zu eskalieren droht, werden stockende Vertragsverhandlungen wieder aufgenommen und das Konsortium willigt ein, die Forderungen nach Wasser-Reservoirs in Form von zwei Teichen im neuen Siedlungsgebiet zu erfüllen. Als der schmerzvolle Umzug – begleitet von einem psychologischen und logistischen Betreuerteam – vonstatten geht, finden sich Familien in gemauerten „modernen“ kleinen Wohneinheiten mit WC und spärlich fließend Wasser wieder. Das umliegende Land jedoch ist versteppt und lässt die mitgeführten und eifrig gepflanzten Setzlinge schnell wieder verkümmern. Die geschlossenen Verträge, die entsprechende Wasservorräte sichern sollten, wurden bis heute nicht erfüllt. In den Schluss-Sequenzen des Films sieht man Jairo Fuentes nach Europa reisen, um auf die Vertragsverletzungen der Konzerne aufmerksam zu machen und die Rechte seines Volkes einzuklagen, die nun, aller Möglichkeiten der Subsistenzwirtschaft beraubt, in ihrer unwirtlichen Umgebung Schulungen in Marktwirtschaft erhalten, um z.B. traditionelles Kunsthandwerk (Touristenkunst) und andere Start-up-Unternehmen profitabel zu betreiben. Der berührende Dokumentarfilm ergreift Partei, indem er seine Akteure begleitet und für sich sprechen lässt. So gelingt es Jens Schanze, das politisch brisante Vorgehen eines internationalen Kohlekonzerns gegen die indigene Bevölkerung Kolumbiens öffentlich zu machen und anzuklagen."
Eine vollständige Liste aller ausgezeichneten Filme befindet sich auf der Website der FBW.
www.fbw-filmbewertung.com